Bienen im Winter Nachwuchs-Imker schützt Bienen vor Milben
Ratingen. · Durch die Schule kam Felix Witte (15) auf sein Hobby. Nun lernt er, was Bienen im Winter tun.
Sorgfältig legt der 15-jährige Felix Witte seine Imkerkleidung an. Erst die Jacke, dann die Handschuhe und zum Schluss den Schlüpfschleier, ein Hut mit feinem Polyesternetz. Alle Reißverschlüsse müssen geschlossen sein, darauf achtet er penibel. Seine Bienen seien besonders aggressiv, warum wisse er auch nicht. „Aber wir haben Glück. Es ist so kalt, dass die Bienen keine Lust aufs Fliegen haben“, sagt er und nebelt mit dem Smoker trotzdem in den Bienenkasten. „Das beruhigt sie und macht das Arbeiten ein bisschen einfacher.“
Seit einem halben Jahr kümmert sich Felix um seine Honigbienen. Im Schrebergarten seines Vaters steht seine „Bienenwohnung“, ein Volk mit rund 5500 Insekten. Auf sein neues Hobby ist er in der Schule gekommen, in der Bienen-AG der Liebfrauenschule. Irgendwie habe ihn das Thema gepackt. Seitdem er sein eigenes Bienenvolk besitzt, ist er noch passionierter dabei. „Ich mag es, dass ich so viel Verantwortung tragen muss und meine Bienen nicht vernachlässigen darf. Und dass ich niemals auslernen werde, egal wie viel ich darüber lese.“
Ein halbes Jahr lang wird er von Franz Naber, seinem Bienenpaten, betreut und begleitet. Vor allem zu Beginn hat er Nabers Hilfe in Anspruch nehmen müssen: „Ich wusste noch nicht so viel über die Bienenhaltung. Und im Sommer ist echt viel zu tun“, erklärt Felix. Für einfache Fragen steht ihm der Vorsitzende des Ratinger Bienenzuchtvereins über Whatsapp zur Verfügung, zwischendurch kommt Franz Naber auch persönlich vorbei, und unterstützt Felix wo er nur kann.
Unter zehn Grad zittern
die Bienen den Stock warm
Jetzt im Winter ist für den Imker nicht so viel zu tun. Die Bienen verkriechen sich in ihrem Stock und verlassen ihn nicht, bis es wieder wärmer wird. Je kälter es wird, desto enger rücken sie zusammen. „Sie bilden eine sogenannte Wintertraube, in der sie sich gegenseitig warm kuscheln“, erklärt Naber. In der Mitte der Traube sitzt die Königin, die den wärmsten Platz hat.
Um eine gerechte Aufteilung der Lebenserwartung zu haben, rotieren die Bienen in regelmäßigen Abständen, so dass abwechselnd die Bienen außen und innen sitzen. Fällt die Temperatur im Bienenstock unter zehn Grad, zittern sie den Stock warm: Dafür klinken sie ihre Flügel aus, damit sie nicht abheben. So erzeugen sie mit ihrer Flugmuskulatur ein Muskelzittern und produzieren Wärme. „Ihre Wohnung können sie bis auf über 30 Grad aufheizen. Dadurch können sie im Winter auch zweistellige Minusgrade überstehen, ohne zu sterben“, sagt Naber.
Das Aufheizen der Wintertraube, Heizpeak genannt, geschieht in regelmäßigen Abständen. Ein Heizpeak hält den Stock einen Tag lang warm, dann fällt die Temperatur wieder. Der Rhythmus wiederholt sich bis der Winter vorbei ist.
Geschützt sind die Bienen trotz ihrer Isolation von der Außenwelt allerdings nicht ganz. Denn gerade im Winter lauert ein gefährlicher Feind: die Varroa-Milbe, die als eine der Hauptursachen des seuchenartigen Bienensterbens gilt. Sind die Bienen durch die Kälte geschwächt, dringt der ursprünglich aus Südostasien stammende Parasit zu den regungslosen Larven in die Brutzellen vor, kurz bevor die Bienen die Zellen mit einem Wachsdeckel verschließen. „Dabei übertragen sie Viren, die dazu führen, dass ganze Bienenvölker sterben“, weiß Felix. Damit seine Bienen nicht von der Milbe befallen werden, muss er sie regelmäßig mit Oxalsäure behandeln, um sie zu entmilben. „Ohne die Hilfe der Imker fällt jedes Honigbienenvolk spätestens binnen drei Jahren der Varroa-Milbe zum Opfer“, sagt Franz Naber.