Ratingen Viele bieten Heilig Geist ihre Hilfe an

Von Marita Jüngst<br>und Paul Köhnes · Die Schadenshöhe nach dem Brand steht noch nicht fest. Es gibt viele Reaktionen.

 Aufgrund der Brandstiftung bleibt die Kirche Heilig Geist in Ratingen-West vorerst geschlossen.

Aufgrund der Brandstiftung bleibt die Kirche Heilig Geist in Ratingen-West vorerst geschlossen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der Schaden ist groß, noch sind alle Folgen nicht im Detail absehbar, aber unmittelbar nach dem Fall von Brandstiftung an der Krippe der Kirche Heilig Geist am Maximilian-Kolbe-Platz in Ratingen-West schlägt die Pfarre selbst in ihrem Faceboook-Auftritt betont besonnene Töne an.

Dort ging man auf die Brandstiftung so ein: „Alle Jahre mal wieder – die Älteren werden sich erinnern – brennt in Heilig Geist die Weihnachtskrippe. So wie vor knapp 30 Jahren, als die Krippe am Heiligen Abend für eine unschöne Überraschung vor der Christmette sorgte, begann der Neujahrsmorgen mit einer bösen Überraschung. Der komplette Innenraum samt Bänken und Wänden ist verrußt. Was und wie viel beschädigt wurde, kann aktuell noch nicht gesagt werden. Wie in einem solchen Fall üblich, hat die Kriminalpolizei die Ermittlung übernommen. Das allerwichtigste: Menschen sind nicht zu Schaden gekommen! Wir feiern aber trotzdem Gottesdienste und Messen wie gewohnt. Dankenswerterweise hat Pfarrer Leithe von der evangelischen Gemeinde unmittelbar die Versöhnungskirche zur Verfügung gestellt. Für diese Hilfe sagen wir schon mal herzlichen Dank.“

Nachdenkliche Beiträge sind in den Sozialen Netzwerken zu lesen

Kurze und nachdenkliche Beiträge sind in den Reaktionen zu lesen: „Auch das ist Gewalt, über die wir schleunigst nachdenken sollten und zu der wir Antworten finden müssen.“ Der Blick richtet sich aber auch schon nach vorn: „Wie traurig... Wie toll die gute Nachbarschaft und gelebte Ökumene“, heißt es in einem weiteren Kommentar.

Bei Pfarrer Ulrich Kern lief gestern der Anrufbeantworter voll, die Nachrichten über den Brand hatten mittlerweile den ganzen Stadtteil erreicht. Zeitweise konnten keine Nachrichten mehr aufgenommen werden. „Die Gemeindemitglieder nehmen regen Anteil“, sagte Kern. „Man hat uns spontan schon drei Krippen angeboten.“ Eine Geste, die Kern sehr wohl zu schätzen weiß, jetzt wo die alte Krippe mit den Figuren, die aus Holz und Kunststoff gefertigt waren, nicht mehr zu retten ist. Die etwa vier mal vier Meter große Landschaft war liebevoll gestaltet mit einem integrierten Wasserfall.

Verwaltungsleiter Klaus Schönauer war bei der kleinen Andacht dabei, die die Gemeinde am Neujahrsmorgen, also kurz nach Entdeckung des Brandes, im Pfarrsaal abhielt. „Die Leute waren geschockt und nahmen Anteil“, beschrieb er die Atmosphäre unter den Gemeindemitgliedern.

Die Kirche ist derzeit abgeschlossen. Die Gemeinde wartet auf die Versicherung, die sich den Schaden bislang noch nicht angesehen hat. Erst danach könne man die tatsächliche Schadenshöhe einschätzen, sagte Kern. Matthias Leithe, Pfarrer der benachbarten evangelischen Versöhnungskirche, war am Neujahrsmorgen direkt vor Ort am Maximilian-Kolbe-Platz.

Die Pfarrer unterstützen und schätzen sich gegenseitig

„Ich habe die Feuerwehr vom Fenster aus gesehen und bin rübergegangen.“ Und spontan sei für ihn klar gewesen. „Wir helfen mit allem, was wir können.“ Beide Pfarren, direkte Nachbarn, verbinde eine besonders gute gelebte Ökumene. „Wir pflegen seit jeher ein enges freundschaftliches Verhältnis und gute Nachbarschaft“, betont Leithe. Das sei nicht zuletzt auch ein besonderes Kapitel Stadtteil-Geschichte: „In der Gründerzeit in Ratingen-West waren es die damaligen Pfarrer Napp und Bruch, die sich für zwei Kirchen am gleichen Platz aussprachen, wie es dann auch umgesetzt wurde.“ In der aktuellen Notlage blickt Leithe optimistisch nach vorn: „Es wird sich alles arrangieren lassen.“

Eingeschaltet in den Fall ist inzwischen auch das zuständige Generalvikariat des Erzbistums Köln. Dieses teilte bezüglich des Brands mit, man sei über den Fall in Ratingen-West informiert. Nähere Entscheidungen zum weiteren Vorgehen würden aber erst in der kommenden Woche getroffen.