Ratingen Ideen für die Stadthalle gesucht

Ratingen. · Bürgermeister Klaus Konrad Pesch setzt sich für einen Neubau ein. Eine Stadt wie Ratingen könne sich dieses Projekt leisten.

Die Ratinger Stadthalle verfügt über eine Spannbetondecke, die dem Bürgermeister Sorgen bereitet.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Bürgermeister Klaus Pesch will das Projekt „Neue Stadthalle“ forcieren. Die gute Stube Ratingens sei vielen Bürgern ans Herz gewachsen. Auch er habe dort viele schöne Stunden verbracht, sagte er in einem Gespräch mit der CDU. Der Verwaltungschef erläuterte: „Aber wir dürfen nicht vergessen: Der Bau ist 45 Jahre alt. Die Substanz ist schon deutlich angegriffen. Die Funktionalität entspricht nicht heutigen Ansprüchen. Vor allem mache ich mir Sorgen wegen der empfindlichen Spannbetondecke. Noch hält sie. Aber es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen selbst jüngere Gebäude mit ähnlicher Dachkonstruktion wegen Einsturzgefahr von jetzt auf gleich geschlossen werden mussten. Diese Situation möchte ich nicht erleben.“

Hinweise auf Schäden in der Decke gebe es noch nicht, aber der „Tag, an dem wir welche entdecken, wird kommen“. Auf diesen Tag will er vorbereitet sein, und deshalb habe er einen Ideenwettbewerb ins Gespräch gebracht. So könne man, während die Stadthalle noch genügend Jahre hält, in Ruhe planen. Mit einem Prestigeprojekt habe das rein gar nichts zu tun.

Pesch betonte: „Das wird eine Notwendigkeit, ob es uns gefällt oder nicht. Wir können doch nicht einfach die Augen schließen und sagen: Wird schon gut gehen.“ An den Prioritäten, die er seit vielen Monaten immer wieder gesetzt habe, ändere sich gar nichts. „Das heißt: Kindergärten und Schulen first! Ich bin sehr froh, dass wir hier inzwischen gut vorankommen. Mehrere Kitas wurden in Betrieb genommen oder stehen kurz vor der Fertigstellung. Die Sanierung des Weizsäcker-Gymnasiums, übrigens die größte Ratinger Baumaßnahme seit Jahrzehnten, hat begonnen.“

All dies werde durch einen Planungswettbewerb zur Stadthalle in keiner Weise berührt. „Da sind zunächst Architekturbüros gefragt, die in Ruhe planen können“, so Pesch, „bis es ans Bauen gehen könnte, sind wichtige Kita- und Schulmaßnahmen längst abgeschlossen. Wenn da also jemand kommt und fordert: Wir brauchen erst einmal Kitas und Schulen, rennt er damit offene Türen ein. Ich bin der erste, der sagt: Ja, selbstverständlich brauchen wir jetzt dringend Kitas und Schulen, und genau so machen wir es.“ Pesch betont, dass sich einige Probleme bei einer Sanierung der Stadthalle nicht aus der Welt schaffen lassen. Da wäre zunächst die heikle Dachkonstruktion zu nennen. Hinzu kommt die unglückliche Positionierung des Parkplatzes unter und vor dem Gebäude.

Die offene Tiefgarage lädt geradezu zur Verunstaltung ein, „wir kämpfen seit Jahren mehr oder weniger vergeblich gegen Graffiti-Sprayer“. Und der zur Hans-Böckler-Straße ausgerichtete Parkplatz ist ja nun auch alles andere als ein städtebauliches Schmuckstück. Schließlich sei es auch nicht möglich, eine zeitgemäße Funktionalität herzustellen.

Die starre Raumaufteilung ist
laut Pesch das Hauptproblem

Das Hauptproblem ist laut Pesch die starre Raumaufteilung. Die beiden Säle und das Foyer lassen sich zudem kaum parallel mit unterschiedlichen Veranstaltungen nutzen. Die Nebenräume seien nicht zeitgemäß. Es kommt regelmäßig vor, dass interessierte Veranstalter, die gern Seminare, Kongresse oder Messen in der Stadthalle abhalten würden, aufgrund der Gegebenheiten abwinken. Das aber wirke sich negativ auf die Auslastung und damit auf die Wirtschaftlichkeit aus.

Pesch unterstreicht: „Wir wollen einen Ideenwettbewerb machen. Wenn da etwas herauskommt, was diesen Teil unserer Innenstadt aufwertet, wäre das doch toll. Das würde ich dann gern im Rahmen einer breiten Beteiligung mit den Ratinger Bürgern diskutieren. Auch das ist ja ein großer Vorteil, wenn man mit ruhiger Hand planen kann. Es bleibt mehr Raum für fruchtbare Diskussions­prozesse.“

Ratingen kann und sollte sich diese Investition in ihre Infrastruktur leisten. „Für mich ist eine gute Stadthalle alles andere als Luxus, sondern es ist eine pure Notwendigkeit“, meinte das Stadtoberhaupt.

Der Rat versagte dem Bürgermeister denkbar knapp, aber trotzdem bindend die beantragten Mittel in Höhe von 60 000 Euro für eine Studie mit Blick auf den Bau einer neuen Stadthalle. Der Bürgermeister setze falsche Prioritäten, kritisierte die Bürger Union.

Ratingen habe seit langem ein Umsetzungsproblem bei Infrastrukturmaßnahmen, in diesem Bereich bestehe Handlungsbedarf. Aus diesem Grund habe die Fraktion den zusätzlichen Stellen im Baudezernat und in der Bauverwaltung zugestimmt.

Konsens über die Pläne Peschs, die Stadthalle neu bauen zu lassen, gibt es nicht. Die SPD-Fraktion spricht von einem Luxus-Problem.