Weg frei für Flüsterasphalt
Straßenbau: Künftig sollen Hauptstraßen mit leisen Belägen versehen werden. Auf Anlieger kommen aber Kosten zu.
Ratingen. Der Weg für leisere Straßen ist frei: Im Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss fand der Vorschlag der CDU-Fraktion, künftig bei Sanierungen von Hauptstraßen den so genannten Flüsterasphalt einzubauen, eine breite Mehrheit.
Seit Monaten hat die Fraktion sich mit den verschiedenen Fahrbahnbelägen — Kaltdeckensanierung, Splittmastix, Flüsterasphalt — beschäftigt, sich Expertenvorträge angehört und Fachberichte ausgewertet. Fazit: Der Flüsterasphalt soll’s sein.
Wie in Düsseldorf und mehreren Ruhrgebietsstädten soll auch in Ratingen auf Hauptverkehrsstraßen grundsätzlich der leisere Straßenbelag genutzt werden. Die traditionelle Asphaltschicht soll nur ausnahmsweise verbaut werden. Eine Ausnahme wäre etwa möglich, wenn die Binderschicht unter der Fahrbahndecke noch vollständig intakt ist. Die Ausnahmen sollen aber künftig von der Verwaltung begründet und müssen von der Politik abgesegnet werden.
„Damit wird die Verwaltung eng an die Leine genommen“, sagt Gerold Fahr, stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Das Tiefbauamt hatte sich bisher hartnäckig gegen die Verwendung von Flüsterasphalt ausgesprochen.
Die Gründe für den leisen Belag scheinen auf der Hand zu liegen: Bereits ab Tempo 42 ist das Abrollgeräusch der Reifen lauter als das Motorgeräusch. „Mit dem Flüsterasphalt werden Hauptstraßen um drei bis neun Dezibal (A) leiser. Der Bürger nimmt dies als eine Lärmreduzierung um etwa 25 Prozent wahr“, sagt Klaus Weber, Sprecher der CDU im Stadtentwicklungsausschuss. Auf Hauptstraßen, auf denen Tempo 50 gefahren wird, können also dauerhaft spürbare Lärmminderungen erzielt werden.
Von den Kosten her sind bei einer kompletten Fahrbahnsanierung die Unterschiede zwischen herkömmlichen und Flüsterasphalt nahezu gleich: Wie das Tiefbauamt vorrechnet, kostet ein Quadratmeter Splittmastixasphalt rund 23 Euro, Flüsterasphalt nur 22 Euro. Muss dagegen lediglich die vier Zentimeter dicke Deckschicht abgefräst und erneuert werden, ist die herkömmliche Sanierungsart (zwölf Euro pro Quadratmeter) fast zehn Euro günstiger als die 8,5 Zentimeter dicke Flüsterasphaltschicht.
Bei dem millionenschweren Programm zur Straßensanierung der Stadt geht die CDU davon aus, dass viele Straßen komplett saniert werden müssen, weil deren Alter über 30, teilweise bis zu 50 Jahre betrage. Der Haken dabei: Bei einer Komplettsanierung können nach dem Abgabengesetz die Anlieger an den Kosten beteiligt werden. Fahr glaubt nicht, dass die Akzeptanz für den Flüsterasphalt dadurch sinken wird: In Düsseldorf habe man die Erfahrung gemacht, dass die Bürger wegen der Verbesserung der Lebensqualität eine Komplettsanierung trotz Kostenbeteiligung befürworten.