Zieht neues Leben ins alte Hertie-Haus?
Die Stadt will auf der Expo Real in München Gespräche mit dem Verwalter der Immobilie führen. Das Gebäude soll revitalisiert werden.
Ratingen. Jochen Kral, der Technische Beigeordnete der Stadt, verfällt nicht in helle Euphorie. Doch es tut sich was mit Blick auf das frühere Hertie-Haus. „Wir wollen das Gebäude revitalisieren, und der Fonds, der dieses Gebäude verwaltet, will es auch.“ Der Planungsdezernent hat klare Vorstellungen: Ein Vollsortimenter und ein großes Geschäft für Elektronik sollen hinein — und zudem seien Stellplätze sehr wichtig. Kral pocht auf diese Grundvoraussetzungen bei den Planungen. Ob das Gebäude grundlegend saniert oder abgerissen wird, sei offen. Auf der Immobilien-Messe Expo Real in München (4. bis 6. Oktober) will er mit dem Gebäude-Verwalter die nächsten Gespräche führen. Krals klare Ansage: Man bleibt am Ball!
JochenKral, Technischer Beigeordneter der Stadt
Rückblick: Es ist lange her, da tobte dort das Leben. Tagsüber kauften die Ratinger an der Düsseldorfer Straße/Ecke Wallstraße die Dinge des täglichen Bedarfs, nachts wurde eine Etage darüber gefeiert, bis der Morgen graute. Das alte Hertie-Haus hat eine bewegte Geschichte, aber derzeit ist es nur noch ein Schatten seiner selbst.
Das Tor zur Innenstadt liegt brach. Gebaut wurde es vor mehr als vier Jahrzehnten, der Hertie-Konzern erlebte gerade seinen großen Boom, expandierte. Und so entstand auch in der Dumeklemmerstadt ein mehrgeschossiges Kaufhaus in bester Lage. Das Sortiment war vielfältig, der Erfolg gigantisch. Zu den Hochzeiten in den 1970er- Jahren gab es über 120 Filialen im gesamten Bundesgebiet. Das Logo der Kette mit einer stilisierten Sonne war nahezu jedem ein Begriff.
Doch Mitte der 1980-Jahre ging es stetig bergab, immer mehr Filialen schlossen, einige Zeit später übernahm Karstadt die Kette. In Ratingen verschwand ein echter Innenstadt-Magnet. Auch ein Elektronikmarkt floppte, nur C&A hielt sich bis zum Umzug ins neue Stadttor. Doch das Hertie-Haus mit seiner grauen Fassade hatte noch wesentlich mehr zu bieten, in den 1980er Jahren entwickelte es sich zu einem Treffpunkt für all jene, die an den Wochenenden die Nacht zum Tage machen wollte. Das Moonlight unter dem legendären Disco-König Harry Hilgers öffnete seine Pforten. Auf hunderten Quadratmetern gab es nicht immer nur eitel Sonnenschein, zwischenzeitlich entbrannte in der Dumeklemmstadt ein echter Discokrieg: Es gab noch das Remix am Kreisel Krummenweg. Das alles ist lange her. Gepaart mit dem ebenfalls im Obergeschoss befindlichen Billardcafé war der Hertie-Betonklotz bisweilen zum Unmut der Nachbarschaft ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche — und das teilweise mit allen negativen Begleiterscheinungen. Oft musste die Polizei den kurzen Weg von der direkt gegenüber liegenden Wache zurücklegen, weil sich dort manch kriminelle Energie ihren Weg bahnte.
Und so waren nicht wenige froh, als kurz nach der Jahrtausendwende das Mondlicht für immer ausging. Die hohe Pacht war es auch, die nach einem kurzen Wiederaufleben des Discobetriebes mit dem Namen „Nightlife“ vor einigen Jahren endgültig für das Aus sorgte. Der Ex-Moonlight-DJ Christoph Steinert hatte noch einmal versucht, an alte Erfolge anzuknüpfen — vergeblich. Im April 2014 berichtete der damalige Wirtschaftsförderer Reiner Heinz von Verhandlungen mit einem „Interessenten aus der Elektronikbranche“. Auch von der Sanierung der Fassade war die Rede. Ein Konzept mit einem Elektroriesen passe auch genau ins Integrierte Handlungskonzept Innenstadt. Einen Zeitplan konnte Heinz damals nicht benennen.
Nun gibt es also neue Hoffnung für alte Immobilie, die städteplanerisch eine sehr wichtige Rolle spielt.