Zum Abschluss noch mal das volle Programm
Dieter Nuhr wurde bei seinem Heimspiel vom Publikum gefeiert. Danach gab’s Pizza.
Ratingen. Ja, es war tatsächlich dieser Dieter Herbert Nuhr, 1960 in Wesel geboren und nach wie vor in Ratingen wohnend. Dieser Nuhr, an dessen viel gesendeten letzten Jahresrückblick man sich reichlich gern erinnert — war der doch geschliffen formuliert, feingeistig konzipiert, nicht ohne Witz, aber mit tieferer Bedeutung, literarisch kunstvoll gezimmert. Am Wochenende aber ging es nicht darum. In Ratingen feierte Nuhr die drei letzten Aufführungen des Programms ab, das ihn in den vergangenen zwei Jahren umgetrieben hat.
Vor dreimal rund 1000 Zuhörern in der Stadthalle ging er dann übers Wasser — wusste er doch nach all den Aufführungen, wo die Steine liegen. Er gab seinem Affen Zucker und ließ überraschenderweise wenig aus, was erfahrungsgemäß auf jedem Niveau und immer Applaus bringt. Wie damals bei Ingo Appelt auch schon.
Nur — dieser Nuhr kommt mit plüschigem Blick und Schwiegersohn-Attitude daher, so dass auch die eine oder andere sprachliche Fäkalie gar nicht so schlimm zu wirken scheinen. Er ist so leise und wirkt so lieb wie damals, im Jahr 1994, als er freundlich den neu gegründeten Kettwiger Kabarett-Tagen aufs Rad half. Hat er damals eigentlich schon die S-Laute durch die Schneidezähne gezischt? Er hat ehedem jedenfalls treffliche Schilderungen von Damentascheninhalten bis hin zu deren Niederungen mit dem zerbröselten Kaugummi geliefert.
Das Publikum liebt ihn. Auch das Ratinger mit seinen zugereisten Gästen. Wenn es schon die Pointen nicht mitsprach, so klatschte es doch ohne Rücksicht auf Verluste so frenetisch, dass es Nuhr eine Freude war. Fabian zum Beispiel, Mitte 20, und seine Oma Mary, irgendwie im Silberlocken-Alter, hatten sich aus dem weiteren Umland her bewegt und lauschten noch einmal dem, was sie schon in Köln gehört hatten. Sie waren — wie der ganze Saal — begeistert. Wenn man das Foyer mit seinen Star-Accessoires, mit Büchern — die nach dem Auftritt signiert wurden — mit Statements über Spendenwilligkeit und einem emsigen Staff betrachtete, konnte man schon dasselbe wie vor der Glotze sagen: Donnerwetter, unser Dieter ist ganz oben. Wenn man seine Facebook-Einträge liest, kommt man zum Schluss: Ist auch nur einer von uns, der zeilenweise über ihm unverständliche Flugpläne heult.
Doch wenn jenseits der ollen Kamellen über Erdogan, Böhmermann, Bushido tatsächlich der Nuhr-Witz aufblitzt, keimt Hoffnung auf. Wie gut, dass Nuhr nicht Lehrer geworden ist. Und wie schön, dass er professionell fotografiert. Am allerschönsten aber ist sein Nachname.