Rohrbuch — Protokolle der Versäumnisse?
Die Gegner der CO-Pipeline konnten erstmals Dokumente über den Bau einsehen.
Kreis Mettmann. Seit Jahren kämpfen sie gegen die umstrittene CO-Pipeline, rufen zu Protestversammlungen auf und verkünden, was beim Bau alles schief gelaufen ist. Doch die Leitung des Bayer-Konzerns liegt bereits unter der Erde.
Die Vertreter der Initiativen gegen den Bau der CO-Pipeline geben aber nicht auf. Erstmals haben sie jetzt einen Blick in das Rohrbuch der Pipeline werfen können. Darin wird dokumentiert, was wann an welcher Stelle verbaut worden ist. „Dabei wurde geschlampt“, sagte Dieter Donner, Sprecher der Initiative, am Dienstag im Hildener Bürgerhaus bei der Präsentation der „Mängel“.
Folgendes wollen die Initiativen gegen den Pipeline-Bau nach Durchsicht des Rohrbuchs festgestellt haben: So sollen erste Protokolle über die Bauüberwachung erst im November 2007 aufgelistet worden sein, Baubeginn sei aber im Frühjahr gewesen. Bei manchen Schweißarbeiten an den Nähten der Pipeline sei nur ein Arbeiter beteiligt gewesen sein, „was nicht sein darf, weil die Grundregel bei so einem Bau immer lautet, dass es zwei Schweißer geben muss“, sagte Erich Hennen von der Initiative.
Die Pipeline-Gegner kritisieren außerdem, dass an manchen Stellen, wie an der Max-Planck-Straße in Erkrath oder im Stadtgebiet von Hilden, Stahlrohre mit geringerer Qualität als im Planfeststellungsverfahren vorgeschrieben, verwendet worden sein sollen.
Zudem habe Bayer teilweise versäumt, die Nähte zweimal zu prüfen. „2007 ist dies auch bei einem Baustellengespräch zwischen der Baufirma und der Bezirksregierung thematisiert worden. Ein Baustopp, den es hätte geben müssen, trat aber nie in Kraft. Auch das geht aus dem Rohrbuch hervor“, sagte Donner
Kritik übten die Vertreter der Initiative an dem Gutachter, der von Bayer beauftragt wurde, das Rohrbuch zu überprüfen. Er soll „alles einfach abgenickt und abgezeichnet haben“, sagten die Pipeline-Gegner. Das Datum der Unterschrift stimme nicht mit den Daten der Aufzeichnungen überein.
Auf das Gerichtsverfahren zum Planfeststellungsverfahren der CO-Pipeline, das in der kommenden Woche vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf verhandelt wird, haben die Erkenntnisse der Initiative keinen Einfluss. „Aber wir wollen ein Zeichen setzen. Die Mängel im Rohrbuch müssen eine politische Konsequenz haben“, sagte Donner.
Die Bezirksregierung, die als Planfeststellungsbehörde für die CO-Pipeline zuständig ist, wollte am Dienstag keine Stellungnahme abgegeben. „Auch wenn die Erkenntnisse keinen Einfluss auf das Gerichtsverfahren haben, wollen wir uns, solange die Sache verhandelt wird, nicht äußern“, sagte Sprecher Bernd Hamacher.