Ganztag ist ein Erfolgsmodell

1555 Kinder sind schon dabei — nun soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden.

Ratingen. Spätzünder und Durchstarter: Die Einführung des Offenen Ganztags an Grundschulen ist in Ratingen eine ganz besondere Erfolgsgeschichte. Nachdem sich die damalige CDU-Mehrheit im Stadtrat gesträubt und das Thema Ogata immer vor sich hergeschoben hatte, war Ratingen bis 2007 Schlusslicht in der Region. Ogata? Fehlanzeige.

Die neu gewählte Bürger-Union und die SPD drückten dann aufs Tempo, um nicht länger hinterher zu hinken. Fast im Monatsrhythmus wurden für An-, Um- und Erweiterungsbauten an den Grundschulen Grundsteine gelegt und Richtfeste gefeiert.

Der Bau- und Renovierungsboom kam offenbar bestens an, denn Ratinger Kinder besuchen überdurchschnittlich gern die Offenen Ganztagsgrundschulen. Wie die Auswertung einer Umfrage im Kreis Mettmann ergab, nehmen 1555 Jungen und Mädchen, das sind 46 Prozent aller Grundschulkinder, das Angebot der Grundschulen am Nachmittag in Anspruch.

Damit nimmt Ratingen im Kreis den Spitzenplatz ein — gefolgt von Hilden mit 39 Prozent. Im kreisweiten Durchschnitt nutzen rund ein Drittel aller Grundschüler das nachmittägliche Betreuungsangebot ihrer Schule.

„Wir sind damals von einem Betreuungsbedarf von 25 Prozent ausgegangen“, erinnert sich Schulamtsleiter Johannes Kraft. Diese Quote hatte auch die Landesregierung vorgesehen.

Diese Zahlen sind aber längst überholt, denn wie auch in den Kindertageseinrichtungen setzen immer mehr Eltern auf längere Betreuungszeiten. Inzwischen wird flächendeckend an allen Grundschulen ein Offener Ganztag angeboten — bis auf die Minoritenschule, die dafür zu klein ist. Eine Übermittagsbetreuung gibt es aber.

Die Beliebtheit des Offenen Ganztags kommt nicht von ungefähr. Geboten wird den Grundschulkindern ein qualifiziertes Betreuungsprogramm: angefangen von musischen und sportlichen Angeboten über gezielte Hausaufgabenbetreuung und Computer-Arbeitsgemeinschaften bis hin zur Sprach- und Leseförderung. In manchen Schulen — etwa der Gebrüder-Grimm- und Anne-Frank-Schule — erreicht die Betreuungsquote sogar die 60-Prozent-Marke.

Im kommenden Schuljahr wird das Angebot noch um weitere 54 Plätze aufgestockt und liegt dann über 1600. „Dann ist aber der Deckel drauf“, sagt Kraft. Denn sonst bekomme man auch räumliche Probleme.

Und die überdurchschnittliche Versorgung mit Ganztagsplätzen geht mächtig ins Geld: Nach Abzug der Landesförderung (1,06 Millionen Euro) muss die Stadt jährlich rund 1,44 Millionen Euro zuschießen. Von den Eltern verlangt die Stadt je nach Einkommen bis zu 100 Euro im Monat für ihr Angebot.

Um das enorme Planungs- und Baupensum bewältigen zu können, wurden im Hochbauamt vier zusätzliche Stellen eingerichtet. 20 Millionen Euro hat die Stadt in das Ogata-Ausbauprogramm gesteckt — mit Unterstützung durch das Land.