Leonard Rapp: Sein Hobby ist die Politik
Wenn seine Freunde „chillen“, arbeitet sich Leonard Rapp (14) durch Vorlagen und diskutiert über politische Probleme.
Ratingen. „Weil Politik uns alle etwas angeht“, sagt Leonard Rapp selbstbewusst. „Das, was jetzt entschieden wird, das betrifft die junge Generation — uns! Wir werden mit den Konsequenzen leben, nicht mehr die, die die Entscheidungen getroffen haben.“ Der 14-jährige Leonard Rapp spricht über Atommüll, über Klima- und Umweltschutz und über die Ausschreitungen in Libyen. Er rasselt keine vorgefertigten Meinungen herunter, ist bestens über die Weltpolitik informiert und in der Lage, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten. Im Gegensatz zu manchem Berufspolitiker spricht Leonard nicht fürs Geld oder für die Interessen einer Partei — sondern aus eigener Überzeugung.
In letzter Zeit sieht man ihn häufig in Ausschüssen sitzen — auf der Fraktionsbank der Grünen. Da blättert er in den Verwaltungsvorlagen, macht sich Notizen, steckt mal den Kopf mit seinem Nebenmann zusammen. „Ich konnte mich bei den Landtagswahlen gut mit dem Wahlprogramm der Grünen identifizieren. Außerdem werde ich hier ernst genommen“, sagt Leonard. „Wenn man mich wie ein Kind behandeln würde, würde ich mich woanders engagieren.“
Dass seine Klassenkameraden ihn manchmal belächeln, stört den Achtklässler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums nicht. „Klar fragen die mich manchmal, ob ich mich nicht mal für etwas Normales interessieren könnte“, sagt Leonard und grinst. „Aber das ist doch normal. Politik kann so interessant sein, wenn man sich einmal mit ihr beschäftigt hat.“ Es sei wie bei einem spannenden Film: „Ich will doch wissen, wie es weitergeht.“
Trotz seiner leidenschaftlichen Affinität zur Politik ist Leonard ein „ganz normaler“ Jugendlicher. Wenn er nicht gerade die Nachrichten verfolgt oder Zeitung liest, schwingt er gerne den Hockeyschläger beim TV Ratingen oder bläst in der Big Band seiner Schule die Posaune. Seit Anfang des Jahres absolviert Leonard Theorie- und Praxisstunden für seinen Segelflugschein. „So viele Hobbys man auch hat, Zeit für etwas Politik bleibt immer.“
Über den Sportteil fand Leonard Zugang zur Tageszeitung und entdeckte beim Weiterblättern sein Interesse für die Welt- und Lokalpolitik. „Ich begann mir meine eigene Meinung zu bilden.“ Die Diskussionen im Politik-Unterricht mit weniger gut informierten Mitschülern gerieten bald ins Stocken. „Wenn ich fragte, warum sie die Grünen nicht mögen oder warum sie gegen das eine oder andere Gesetz sind, sagten sie nur ‚Weil meine Eltern das gesagt haben‘.“
Wenn Leonard über Libyen spricht, hat er Bilder im Kopf. Bilder, die ihn beschäftigen, bewegen: „Wie kann man nur gegen sein eigenes Volk Krieg führen?“, fragt er sich schockiert. „Oder der Atommüll — wie können jetzige Politiker so zu Lasten der nächsten Generationen handeln, die doch eigentlich die Zukunft unseres Landes sind?“ Umweltpolitik spielt für den 14-Jährigen auch auf lokaler Ebene eine wichtige Rolle: „Wir arbeiten derzeit an einem Carsharing-Modell für Ratingen — das würde die Umwelt entlasten. Auch die Fahrradwege müssten ausgebessert werden, damit sich wieder mehr Ratinger auf den Sattel schwingen.“
Ob man Leonard in ein paar Jahren einen Bundestagsplatz besetzen sieht, lässt der 14-Jährige offen: „Vielleicht werde ich auch Informatiker.“ Potenzial hätte der junge Ratinger auf jeden Fall: Weil er Politik als Aufgabe für die Zukunft betrachtet. Weil er wissen will, wie es weiter geht. . .