Einbrüche: Neugierige Nachbarn gefragt
Simone Zimmermann schreibt ihre Masterarbeit über Einbrüche in Langenfeld und Monheim. 189 Opfer hat sie an der Haustür besucht und befragt.
Langenfeld. Anke Schuth hatte Glück im Unglück. In ihr Haus wurde eingebrochen, aber die Täter konnten gefasst werden. „Das habe ich meinen aufmerksamen Nachbarn zu verdanken“, erzählt sie Simone Zimmermann, die vor wenigen Minuten an ihrer Haustür geklingelt hat.
Für ihre Masterarbeit im Fach Kriminalistik befragt die Studentin vom Jill Dando Institute of University College in London Einbruchsopfer. Dafür hat sie sich nicht etwa die englische Metropole ausgesucht, sondern ausgerechnet Langenfeld und Monheim. „Ich wohne seit 2010 wieder in Deutschland. Ein befreundeter Polizist hat mir den Kontakt zu den Städten verschafft.“
In Kooperation mit der Kreisbehörde Mettmann versucht Zimmermann mit ihrer Studie auch zu ermitteln, ob die Aktion „Gemeinsam aktiv gegen Wohnungseinbruch“ mittlerweile Früchte trägt — mit Plakaten und Handzetteln ruft die Polizei seit November 2010 zu mehr Aufmerksamkeit auf, damit Einbrüche verhindert werden.
Bei Anke Schuth in einem Langenfelder Wohngebiet gab es neugierige Nachbarn. „Sie bemerkten zwei fremde Frauen, die um mein Haus herum schlichen.“ Die Haustür stand auf. Da rief eine Nachbarin umgehend die Polizei. Wenige Stunden später waren die Diebinnen gefasst, samt Beute.
Anke Schuth ist nur eines von insgesamt 189 Opfern, die Simone Zimmermann in der vergangenen Woche besucht hat. „Jeder Betroffene erhält von mir einen Briefumschlag mit einem Fragebogen“, erzählt die Studentin. Fragen waren unter anderem: Was wurde gestohlen? Wie ist der Einbrecher in das Haus gelangt? Achten Sie auf Verdächtiges in der Nachbarschaft?
Die letzte Frage stellte Zimmermann auch zwei unmittelbaren Nachbarn des jeweiligen Opfers, sie erhielten ebenfalls einen Fragebogen. Bei ihren Touren durch die Wohngebiete fielen ihr deutliche Unterschiede auf. „Man merkte sofort, ob es eine gute Nachbarschaft gibt, wo sich die Anwohner kennen.“ Dort kam es oft vor, dass sie angesprochen wurde, weil niemand das Gesicht kannte. „In anonymeren Gegenden haben es Täter leichter.“
Eine Übereinstimmung gab es aber bei allen Opfern: Das ungute Gefühl, das zurück bleibt, wenn jemand in die Privatsphäre eindringt. „Eine ältere Dame wollte tagelang nicht in ihrem Schlafzimmer übernachten, weil die Einbrecher den Raum durchwühlt hatten“, sagt Zimmermann. Bei zwei Adressen waren die ehemaligen Bewohner umgezogen — ob der Einbruch der Grund war, weiß sie nicht. „Aber ich könnte es mir vorstellen.“
Anke Schuth ist eine der wenigen Befragten, bei der keine Angst zurückgeblieben ist. Zwar verstärkt sie ihre Türen jetzt mit Sicherheitsschlössern, aber: „Ich lasse mir von den Tätern doch nicht mein Leben zerstören. Ich verschwende keinen Gedanken mehr an den Einbruch.“