Kreis Mettmann Schulleiter im Kreis Mettmann wollen G 8 behalten
Die SPD startet gerade einen Vorstoß, die verkürzte Schulzeit bis zum Abitur wieder abzuschaffen. Die Schulleiter im Kreis sehen das anders.
Kreis Mettmann. In der vergangenen Woche stellte die SPD im Landtag Pläne vor, dass das Abitur am Gymnasium wieder nach neun Jahren möglich sein soll. Wer will, kann es auch in acht Jahren versuchen. Die SPD begründet ihren Vorstoß mit Stimmen aus der Landeselternschaft, die über die Verdichtung des Unterrichtsstoffes und den Druck auf die Schüler klagen. Hinzu kommt: Die Initiative „G 9 jetzt“ hatte dem Landtag 100 000 Unterschriften mit der Forderung nach Rückkehr zu G 9 vorgelegt. Ebenfalls angedacht ist eine Verlängerung der Sekundarstufe I an Gymnasien von fünf auf sechs Jahre — also bis einschließlich zehnte Klasse.
In den Gymnasien in Mettmann, Erkrath und Wülfrath hat man seit Beginn der 2000er Jahre Erfahrung mit der Umstellung von G 9 auf G 8 gesammelt. 2005 kamen die ersten Schüler an die Schulen, die in acht Jahren ihr Abitur absolvieren konnten. „Eine Rückkehr zu G 9 wäre eine systemische Katastrophe“, sagt Hans Gruttmann, Schulleiter des Gymnasiums am Neandertal in Alt-Erkrath. Man habe mit den Schülern und Eltern tragbare Modelle entwickelt, um die Hausaufgaben auf einem erträglichen Niveau zu halten. „Aus meiner Sicht haben auch die Erkrather Eltern nichts gegen G 8“, sagt Gruttmann.
Auch am Wülfrather Gymnasium hält man nicht sonderlich viel von einer Rückkehr. Schulleiter Joachim Busch: „Wir würden lieber beim G 8 bleiben und die bestehenden Strukturen optimieren.“ Als Gründe für seine Sicht der Dinge nennt er: „Wir haben uns jetzt darauf eingestellt und als dreizügiges Gymnasium würde uns die Umstellung auf G 9 schwerer fallen, als es mit vier Klassen der Fall wäre.“ Bei den Eltern gebe es mit Blick auf den beklagten Unterrichtsausfall andere Sorgen. Auch die Verlängerung der Sekundarstufe I hält er nicht für ein dringliches Problem. Man habe sich darauf eingestellt, den Schülern mit Nachprüfungen zu einem Schulabschluss nach der zehnten Klasse zu verhelfen. „Wir haben noch keinen Schüler ohne Fachoberschulreife entlassen“, so Busch.
Am Mettmanner Konrad-Heresbach-Gymnasium hat man sich längst arrangiert mit G 8. „In den ersten zwei bis drei Jahren gab es Diskussionsbedarf“, blickt Schulleiter Rudolf Kirschner zurück auf die Irritationen, die das Turboabitur ausgelöst hatte. Damals habe man die Ängste und Befürchtungen mangels Erfahrungen kaum ausräumen können. Mittlerweile lässt sich eine Bilanz ziehen — und die sei keineswegs negativ. „Die Wiederholerquoten sind noch gesunken“, freut sich Kirschner darüber, dass die meisten seiner Schüler ihr Abitur im ersten Anlauf schaffen. Aus seiner Sicht hätte man es allerdings damals schon bei G 9 mit der Möglichkeit, Turboklassen für leistungsstarke Schüler einzurichten, belassen sollen.
Der Leiter des Langenfelder Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG), Stephan Wippermann-Janda, geht davon aus, dass sich bei einer Rückkehr zu G 9 die schwierige Personalsituation, „die ohnehin immer am Limit ist, dann weiter verschärfen würde“. Auch am Monheimer Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) hält Rektor Dr. Hagen Bastian wenig von dem SPD-Vorstoß. „G 8 hat sich bewährt und bei den Abiturienten zu noch besseren Ergebnissen geführt.“ Bastian hält die von der Landes-SPD vorgeschlagene Verlängerung der Sekundarstufe I für alle Gymnasiasten bis einschließlich Klasse zehn für fragwürdig. Ärger sei vorgezeichnet, wenn die Schulkonferenz einem Zehntklässler mit Dreier- oder Viererschnitt das geplante Orientierungsjahr nahelegt, dieser aber in seinem Klassenverband bleiben möchte. „Wer entscheidet dann: Lehrer, der Schüler, seine Eltern...?“