Turmspringen 14-Jähriges Ausnahmetalent will hoch hinaus

Monheim. · Der Monheimer Jaden Eikermann übt seine Turmsprünge akribisch, um sich seinen großen Traum von Olympia zu erfüllen.

Jaden Eickermann sieht im Turmspringen eine Art von Freiheit.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Jaden Eikermann gilt im Wasserspringen als extrem talentierter Sportler. Mit seinen 14 Jahren beherrscht der Monheimer, der für den SV Neptun Aachen startet, eine Serie von Sprüngen, die denen erwachsener und deutlich erfahrenerer Springer gleichkommen. Sein Traum ist es, möglichst bald an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Wenn Jaden Eikermann dann oben auf dem Turm steht, schaut er konzentriert in die Ferne – egal, ob er sich fünf, sieben oder zehn Meter über dem Becken befindet. Anschließend streckt Jaden Eikermann die Arme aus und holt tief Luft: „Und los!“ Er geht kurz in die Knie und springt ab – vorwärts, rückwärts, als Auerbach oder Delphin, mit Schraube oder aus dem Handstand heraus. Nichts scheint für den 14-Jährigen ein Problem darzustellen.

In einem atemberaubenden Tempo führt er seine Übungen durch und rast auf die Wasseroberfläche zu. Dort taucht er elegant und möglichst ohne viele Spritzer ins Becken ein, weil die im Wettkampf die Wertung drücken. Schwindelfrei müsse man für die Ausübung dieser Sportart sein, aber auch mutig, sagt Jaden. Denn eigentlich koste es Überwindung, sich in die Tiefe zu stürzen. Eikermann beschreibt dieses Gefühl als eine Art Freiheit: „Es ist ein wenig wie Fliegen.“ Der Fall, der in Wirklichkeit nur wenige Sekunden dauert, fühle sich für ihn wie eine Ewigkeit an: „Vor dem Sprung denke ich noch mal über den Ablauf nach. Wenn ich dann aber oben stehe, atme ich einfach noch mal tief durch und denke an nichts.“

Trainer erkannte das große
Talent von Jaden Eickermann

Mit sechs Jahren stand Jaden zum ersten Mal auf dem Sprungbrett und seitdem hat ihn das Fieber gepackt. Mit seiner Mutter sei er schon als kleines Kind beim Baby-Schwimmen gewesen. „Später habe ich den Älteren im Hallenbad beim Absprung zugeschaut. Da wusste ich schon, dass ich das auch unbedingt machen wollte“, berichtet der Kunst- und Turmspringer aus Leidenschaft. Zwischen seinem sechsten und zehnten Lebensjahr trainierte er in Monheim, bis ihn sein Trainer angesichts des großen Talentes, das Jaden sehr früh zeigte, zur besseren Förderung nach Aachen vermittelte.

Seit vier Jahren trainiert Eikermann nun beim SV Neptun. Unter seinem neuen Trainer Andreas Neufeld habe es einen bemerkenswerten Qualitätssprung gegeben, erklärt der junge Sportler. Erfolgreiche Teilnahmen an Jugendmeisterschaften und internationalen Wettkämpfen sind längst keine Seltenheit mehr. Außerdem ist Jaden Mitglied im deutschen Nationalkader. Seinem Traum von einer Olympia-Teilnahme rückt er damit immer näher. Vor dem Urlaub qualifizierte sich der 14-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften in Halle mit einer Goldmedaille für die Jugend-Europameisterschaften in Kazan, wo er sich eine Bronzemedaille erkämpfte.

Talent alleine war es nicht, dass Jaden Eikermann so weit gebracht hat. Jede Menge Fleiß, unzählige Trainingseinheiten und die Unterstützung der Familie gehören ebenfalls dazu. Mutter Kirsten Eikermann fährt ihren Sohn bis zu
sechs Mal pro Woche von Monheim zum Training nach Aachen. Hinzu kommen die zahlreichen Wettkämpfe (bis zu 13) rund um den Globus. Beispiel: Kazan in Russland, Montreal in Kanada. Jaden war bereits dabei. „Das ist auch ein Kostenfaktor“, sagt Kirsten Eikermann offen. Trotzdem habe sie nie daran gedacht, es ihrem Sohn auszureden. Die Familie stehe geschlossen hinter ihm.

„Ein großer Dank gilt der Schule“, sagt die Mutter. Für die Wettkämpfe müsse Jaden von der Schule freigestellt werden – und den verpassten Unterricht muss der 14-Jährige selbstständig nachholen. Häufig würden Autofahrten genutzt, um Vokabeln zu lernen oder Aufgaben zu erledigen. Ein schlechter Schüler ist Jaden deswegen nicht – im Gegenteil. Er schafft es, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen.

Ganz auf den Sport will sich der 14-Jährige trotz allem nicht verlassen. Eine Karriere als Profisportler in dieser Randsportart ist unmöglich, denn dafür fehlen Geldgeber und Sponsoren. „Ich möchte lieber etwas anderes machen und parallel dazu meinen Sport ausüben“, sagt Jaden, der realistisch ist. Sein Abitur will er auf jeden Fall machen. Ob er ein Studium oder eine andere Ausbildung anschließt, weiß er noch nicht genau. Vielleicht ist dann ja sein Traum von Olympia bereits in Erfüllung gegangen.