Streit ums Badezimmer endet mit Bluttat
Gericht befragt Nachbarn im Fall des Erkrathers, der seine Frau ermordet haben soll
Erkrath/Wuppertal. Unter keinen Umständen möchte sie den Angeklagten wiedersehen — aussagen will die Zeugin nur über Fernsehschaltung: „Die Grimasse bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf.“ Sie habe erlebt, wie der Frührenter mit der Reitgerte auf seine vier Jagdhunde eindrosch, berichtet die 63-jährige frühere Lehrerin: „Sein Gesicht war bösartig.“ Nur wenige Tage nach dem Vorfall soll der 56-Jährige seine Frau erschlagen haben.
Seit Freitag muss sich der Erkrather wegen Mordes vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Der nebenberufliche Hundelehrer soll im August 2010 seine Frau mit einem Gummihammer erschlagen haben. Am Mittwoch sagten Bekannte aus, Nachbarn aus der Einfamilienhaus-Siedlung in Erkrath-Hochdahl.
„Ich hatte das Gefühl, die passten nicht zusammen“, sagt eine Frau von der Straßenseite gegenüber: „Es gab keine Nähe.“ Eine weitere Zeugin nennt den Mann rechthaberisch und unleidlich. Er habe zwar gekocht, aber sonst nichts im Haushalt getan, obwohl er nicht arbeiten musste. Seine Frau habe sich neben ihrer Arbeit für eine Bank um Haus und Garten kümmern müssen: „Sie war überfordert, das Haus war nicht sauber. Ich mochte nicht rübergehen“, sagt die 44-Jährige.
Den Angeklagten bezeichnet sie als „ Naturburschen, der von der Jagd schon mal ein Stück Fleisch mitbringt“. Eine Einladung in das Haus des Paares nach Frankreich habe sie ausgeschlagen: „Ich wollte da nicht übernachten.“
Immer wieder geht es um die nicht näher benannte Krankheit des Frührentners. Er nehme Schmerzmittel, könne nicht lange sitzen, sagt der Angeklagte. „Das passt nicht mit seiner Lebensführung zusammen. Er hat immer Sachen gegessen, die er angeblich nicht verträgt“, sagt eine Nachbarin. Ob sie glaube, dass er Diät halte, damit er wieder arbeiten müsse, habe der früheren EDV-Angestellte gesagt.
Streitpunkt der Eheleute in den letzten Wochen vor der Tat soll die Renovierung des Badezimmers gewesensein, berichten die Zeugen übereinstimmend: „Sie hatte die Nase voll, dass es nicht vorwärts ging.“
Nach der Version des Angeklagten hat sich dieser Konflikt gesteigert, bis es am Tag der Tat zu „einem Gerangel“ in der Garage gekommen sei. Verteidiger Malte Pohl fragt die Freunde der Frau wiederholt, ob diese aufbrausend gewesen sei. Ist es nämlich im Streit zur Tat gekommen, ist der Vorwurf der Heimtücke widerlegt. Eine Verurteilung wegen Totschlags ist Ziel der Verteidigung, sagt der junge Anwalt. Dafür gibt es nicht lebenslänglich.
Der Prozess wird am 11. Juli fortgesetzt.