Arbeitsmarktintegration und Upcycling

Das Unternehmer-Netzwerk Schlüsselregion besuchte das Gebrauchtwarenhaus Velbert.

Foto: Alexandra Roth

Velbert. Zum Auftakt des Veranstaltungsjahres trafen sich jüngst die Mitglieder des Netzwerks Schlüsselregion an einem eher ungewöhnlichen Ort: Mehr als 80 Unternehmer kamen im Gebrauchtwarenhaus Velbert zum Wirtschaftsfrühstück des Unternehmensverbands, um sich über das Konzept des Hauses an der Kaiserstraße 23 und über die Arbeitsplatzgestaltung der Zukunft zu informieren.

Das Gebrauchtwarenhaus wird von der „bepro“, einem Mitglied der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, betrieben. Entstanden ist die Idee zu der Veranstaltung inmitten der Verkausfläche aus der guten Nachbarschaft des Schlüsselregion-Mitglieds fastplan GmbH zum Gebrauchtwarenhaus. Das nutzt die ehemaligen Hallen einer großen Schloss- und Beschlagfabrik, so dass die Besucher auch ein wenig Industrieflair erwartete.

Tobias Hanke berichtete den Teilnehmern von seinem Konzept, Erwerbslose auf den Weg in den Arbeitsmarkt zu begleiten. Der Betriebsleiter hat seit Sommer 2017 das ehemalige Sozialkaufhaus komplett umgekrempelt. Mit Ehrenamtlichen, Festangestellten und Beschäftigten aus Arbeitsgelegenheits-Maßnahmen wurde ein Einkaufserlebnis mit Industriekultur geschaffen: Hemden hängen wie in einer Waschkaue, indirektes Licht sorgt für angenehme Beleuchtung und die Bücherregale mit gemütlichen Sofas laden zum Verweilen ein.

„Wir versuchen hier, eine freundliche Einkaufsatmosphäre mit bezahlbaren Preisen für alle zu schaffen. Gleichzeitig bieten wir unseren Mitarbeitern in Eingliederungsmaßnahmen eine Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt — mit Betreuung durch Sozialarbeiter und angepasster Arbeit“, erklärt Tobias Hanke sein Konzept.

Viele Baumaterialien sind auch Upcycling-Produkte, etwa aus Produktionshallen. Diese werden von den Mitarbeitern aufbereitet oder zu Möbeln, Dekoration oder Ähnlichem umfunktioniert.

In seinem Vortrag stellte Peter Rösler, Geschäftsführer des Ingenieurbüros fastplan, neue Methoden, Arbeitsplätze in der Industrie zu optimieren, vor: „Wir nutzen seit etwa drei Jahren eine eigene Software. Dazu filmen wir Mitarbeiter in der Produktion und analysieren Schwachstellen, die zu physischen Schäden führen können“, berichtete Rösler von seinem Augmented Reality-Ansatz in der Fabrikplanung. Auf Grundlage des Videomaterials gibt die Software Verbesserungsvorschläge, die mit den Arbeitern und ihren Vorgesetzten besprochen werden. „Durch diese Form der Dokumentation erkennen die Betroffenen die Problematik auf einen Blick und sind offen für unsere Lösungsvorschläge. Denn oft sind es Kleinigkeiten wie zu weite Greifwege, häufiges schweres Heben, kippelige Vorrichtungen oder eine zu helle Beleuchtung, die spätere Schäden verursachen. Wenn etwa die Gummimatte vor der Werkbank nicht richtig liegt und der Mitarbeiter zum Teil auf der Matte und zum Teil auf dem Betonboden davor steht, kann das Hüftprobleme mit sich bringen“, so Rösler.

Bei der Betriebsführung zeigte Tobias Hanke den Besuchern die vielen kleinen und großen Schätze des Gebrauchtwarenhauses. So konnten die Besucher einige neue Einblicke gewinnen und die Veranstaltung gleich auch zum Einkaufen nutzen. HBA