Azubis sind ihre eigenen Chefs
Sieben Nachwuchs-Banker der Sparkasse führen ab 18. Juli eigenständig die Filiale Oberstadt.
Velbert. „Wenn ich einmal Chef bin . . .“ Wohl jeder Azubi hat diesen Satz während seiner Lehrzeit einmal missmutig vor sich hingemurmelt. Tatsächlich bieten manche Betriebe ihrem Nachwuchs auch an, für einen Tag in die Rolle des Chefs zu schlüpfen, um einmal „die andere Seite“ kennenzulernen.
Die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert geht jetzt noch einen großen Schritt weiter: Sieben Azubis wurden ausgewählt und sollen in Eigenregie die Filiale Velbert-Oberstadt an der Berliner Straße vier Wochen lang führen — mit allem drum und ran. Ob Beratungstermine oder Sachbearbeitung, die jungen Frauen und Männer müssen vom 18. Juli bis 12. August alles selbstständig organisieren und durchführen. „Wir freuen uns auf diese Herausforderung“, sagt Nele Walter, eine der Sieben.
„Die Idee dazu kam aus dem Personalbereich“, sagt Sparkassensprecher Jochen Schäfer. Der tiefere Sinn sei, dass den Azubis möglichst früh eigenständiges Arbeiten übertragen werden solle. Für diese Aktion war jedoch eine lange Vorlaufzeit nötig. „Wir mussten uns realistisch überlegen: Was kann man den jungen Leuten zumuten, was können sie, was können sie noch nicht?“ Nach einer hausinternen Umfrage wurden dann die Kandidaten, die aus allen drei Standorten Hilden, Ratingen und Velbert kommen, ausgewählt.
Lucas Rothe, Sandra Spottok, Kristin Sauer, Tanja Klatt, Nele Walter, Aytac Aktepe und Christine Rappelhofer waren nach den Vorgesprächen die erste Wahl. Drei Monate wurden sie intensiv geschult und stehen jetzt vor ihrer Feuertaufe. „Ich bin im zweiten Ausbildungsjahr und stehe kurz vor dem Abschluss. Natürlich sind wir alle sehr aufgeregt, ob das gut laufen wird. Aber es ist eine wichtige Erfahrung, die man sonst nicht so machen könnte“, lobt Nele Walter das Projekt.
Ganz allein lassen will man die sieben Chefs mit Verfallsdatum aber doch nicht. Bei aller Experimentierfreude dürfen weder Kunden noch das Geldgeschäft durch die Aktion beeinträchtigt werden. Schäfer: „Wenn es sich um Spezialprodukte handelt, bei denen unsere Spezialisten gefragt sind, dann werden die Kunden selbstverständlich weiterverwiesen“, sagt Schäfer.
Das übliche Personal der Geschäftsstelle wird während der vierwöchigen Aktion aber komplett abgezogen und anderweitig eingesetzt. Lediglich ein erfahrener Mitarbeiter hält sich als „Feuerlöscher“ im Hintergrund bereit, falls wirklich einmal ernsthafte Probleme auftreten sollten.
Damit die Kunden sich nicht über die neuen, ungewohnten Gesichter an den Schaltern und Beratungstischen wundern, sollen sie vor Beginn der Aktion noch gesondert informiert werden. Außerdem ist am 9. Juli ein Tag der offenen Tür geplant. Nele Walter will diese Chance auf jeden Fall nutzen. Denn wie ihre Azubi-Kollegen weiß sie noch nicht, ob sie nach Abschluss der Ausbildung übernommen wird. „Ich würde aber gerne bei der Sparkasse bleiben,“ sagt die 21-Jährige.