Beim Kaffee integriert es sich leichter
Die Frauen des Teams Waldschlößchen laden heute erstmals zu ihrem neuen Flüchtlingscafé ein.
Neviges. Maria Bergmann weiß es aus eigener Erfahrung: „Die Sprache ist das A und O.“ Als die gebürtige Mexikanerin vor 37 Jahren nach Neviges kam, war die Bewältigung der Sprache ihre größte Herausforderung. Umso mehr kann sie sich in die Situation der Flüchtlinge hineinversetzen, die oftmals ohne fremde Hilfe nicht einmal nach dem Weg fragen können.
Um den Kontakt zwischen Bürgern und Flüchtlingen in Neviges zu intensivieren, bietet das Team Waldschlößchen, ein vierköpfiges Frauenteam, deren Sprecherin Maria Bergmann ist, jetzt ein Flüchtlingscafé an. Zum Start sind vier Termine angesetzt. Das erste Mal treffen sich Ehrenamtler und Flüchtlinge heute zwischen 15 und 17 Uhr in dem Gemeindehaus Siepen der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde an der Wielandstraße 4. An den kommenden drei Donnerstagen wird das Beisammensein bei Kaffee und Kuchen wiederholt.
„Vielleicht entstehen so auch Patenschaften“, erhofft sich Bergmann. Allerdings betont sie, dass es bei den Treffen ungezwungen zugeht. „Wer möchte, kann auch nur zum Kaffeetrinken kommen und sich mit den Flüchtlingen austauschen“, so die 69-Jährige.
Die Idee des Flüchtlingscafés hatte das Team bereits im vergangenen Jahr: Ein erstes Treffen wollten die Frauen, die bereits seit der ersten Belegung der Halle am Waldschlößchen in Neviges Flüchtlingen Deutschunterricht geben, bereits am 4. Dezember realisieren. Doch dann war ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Einrichtung leer.
Dieses Mal soll alles klappen. Bergmann ist bereits gespannt, wie viele Flüchtlinge und andere Gäste der Einladung folgen, die in Form eines Flyers und mit arabischer Übersetzung auch im Nevigeser Krankenhaus verteilt wurde. Die Verständigung läuft heute auf Englisch — oder eben mit Händen und Füßen. Maria Bergmann: „Wir suchen noch jemanden, der für uns übersetzen kann. Am besten natürlich aus dem Arabischen.“
Mit den 14- bis 18-Jährigen Bewohner des Flüchtlingsheims hat sich die studierte Sozialpädagogin bereits gestern getroffen. „Diese Altersgruppe liegt mir besonders am Herzen, da ich ja aus dem Streetwork-Bereich kommen.“ Nach den Vorfällen an Silvester in Köln, findet es Bergmann auch wichtig, mit den Jugendlichen über gewisse Spielregeln zu reden. „Ich möchte vermitteln, dass das ,Nein’ einer Frau hier auch ,Nein’ heißt.“
Nachdem Bergmann damals für ihren heutigen Ehemann nach Deutschland kam, dauerte es zwei Jahre, bis ihr Diplom hierzulande anerkannt wurde. Erst arbeitete sie acht Jahre als Honorarkraft im Jugendhaus Wilhelmstraße, danach bis zu ihrer Rente als Sozialarbeiterin bei der Stadt Ratingen. Dass das so funktioniert, hätte sie am Anfang gar nicht für möglich gehalten. Sie lacht: „Ich dachte damals, dass man in Deutschland gar keine Sozialarbeiter benötigt.“