Buchbinde-Kurs: Mit Geduld zum Erstlingswerk

Wie aus einer Loseblattsammlung ein schönes Buch wird, zeigte Roger Green bei einem Workshop.

Wülfrath. Gebannt blicken die zehn Kursteilnehmer auf die Handgriffe von Roger Green. Der Buchbinder tupft beim Workshop in der Medienwelt mit einem Flachpinsel vorsichtig Leim auf den Rücken einer Buchhülse und presst sie dann um die gebundenen Seiten des Buchblocks. Stundenlang hatten die Teilnehmer zuvor die einzelnen Seiten vorbereitet, sie stapelweise mit Nadel und Faden verbunden und den Buchumschlag kunstvoll gestaltet. Nun müssen sie ihre ganze Tagesarbeit nur noch miteinander verbinden. Doch der Fachmann weiß: „Da wird es noch einmal ernst.“ Denn jeder kleine Fehler kann alles zunichtemachen.

Dass die Kunst des Buchbindens mehr beinhaltet als das Verkleben einiger Blätter Papier, wird schnell deutlich, wenn man dem Wuppertaler ein wenig zuhört. So erfahren die Teilnehmer nicht nur etwas über eine sogenannte Laufrichtung von Papier, sondern auch, weshalb in vielen Büchern „Ex libris“-Schilder kleben. „Die gibt es, um den Leimfleck am Inneneinband zu überdecken“, scherzt Roger Green. Die Stimmung ist gelöst und die Teilnehmer sehen gebannt zu, wie zwischen den Schrauben einer Holzpresse ihr erstes handgefertigtes Buch entsteht.

„Ich hätte nie gedacht, dass so viel Arbeit dafür nötig ist“, sagt Hariette Hasselbeck und gibt dem Buchbinder recht: „Am kniffligsten ist der letzte Schritt.“ Gerd Sieberg hatte hingegen besonders mit dem Verkleben von Leinen und Pappdeckel zu kämpfen. „Dafür habe ich drei Anläufe gebraucht“, gibt er zu. Beide Wülfrather eint, dass sie schon lange von kunstvoll gearbeiteten Büchern fasziniert sind. Hariette Hasselbeck kaufte sie sich bisher stets auf Handwerkermärkten. Nun hat sie ihr erstes eigenes Werk im Regal stehen, in das sie Gedichte schreiben will. „Mich haben immer die dicken Folianten mit Metallbeschlägen fasziniert“, sagt Gerd Sieberg: „Ich dachte mir immer, dass man so etwas doch auch selbst können müsste.“ Was sonst noch möglich ist, zeigte der Buchbinder seinen staunenden „Schülern“, als er eine kleine Auswahl seiner Arbeiten zeigt — mit Magnetverschluss, aus handgeschöpftem Papier, kunstvoll gefaltet oder ganz klein verpackt, mit Blattgoldschnitt oder aus Pergament. „Ach, wie schön“, geraten die Teilnehmer noch einmal ins Schwärmen. Die Kunst des Buchbindens fasziniert die Leute so, dass Monika Altena ohne Probleme mit weiteren Interessierten einen zusätzlichen Kurs hätte füllen können. Die Leiterin der Medienwelt hofft daher auf eine Fortsetzung des vom Förderverein organisierten Workshops. Auf neue, kunstvolle Bücherspenden für die Medienwelt dürfte sie dagegen vergeblich hoffen. „Das Verschenken des ersten Buches ist ein Tabu“, sagt Roger Green: „Das macht man nur, wenn es misslingt.“