„Carmina Burana“: Monumental und ergreifend
Mehr als 150 Sänger und Musiker sorgten für ein faszinierendes Klangerlebnis.
Velbert. Gewaltig. Gefühlvoll. Einfach groß. Diese Wucht der Inszenierung der „Carmina Burana“, wie sie im restlos ausverkauften Forum Niederberg Sonntagabend frenetisch gefeiert wurde, war schlicht beeindruckend.
Mehr als 150 Akteure boten auf der Bühne ein imposantes Bild. Schon vor Beginn der Aufführung war die Stimmung positiv: Mit einem Klatschmarsch begleitete das Publikum die mit weißen Hemden und Blusen gekleideten Sänger auf die Bühne.
Davor hatte Sinfonie-Orchester Niederberg (SON) Platz genommen. Am Bühnenrand lebte sich das Ensemble „Sommertanz Junge Talente“ aus. Jeder Quadratzentimeter schien ausgenutzt.
Drei Dirigenten teilten sich die Aufgaben und die Leitung: Francesco Savignano (SON), Frank Schreiber (Kantorei Velbert) und Thomas Gerhold (Kantorei Wülfrath). Auch der Projektchor des Kinderchores Velbert wirkte mit. Gerhold war es vorbehalten, das Publikum zu begrüßen.
Und er musste erklären, dass der Solist Dieter Goffing (Bariton) am selben Tag abgesagt hatte. Der Ersatz sorgte für Raunen in den Reihen: Thomas Laske von den Wuppertaler Bühnen sprang ein — ein edler Ersatz, der in der Folge Glanzlichter setzte.
Orffs „Carmina Burana“ ist ein effektvolles Stück. Es lebt von überraschenden Tempo-Wechseln, den radikalen Pausen, dem wirksamen Spiel von laut und leise. Chor und Orchester brachten die Erfordernisse auf den Punkt.
Das prächtige „O Fortuna“ zur Eröffnung — vielleicht das bekannteste Stück der Komposition — faszinierte: Zischend, drängend und voller Energie strömten die Töne in den Saal, nahmen das Publikum gefangen, das atemlos dem Treiben folgte. Faszinierend.
Optische Akzente setzte das experimentierfreudige Tanzensemble — acht Frauen, ein Mann. Das allerdings hinterließ zwiespältige Eindrücke. Wenn die Tänzer mit fließenden, weichen Bewegungen die bisweilen sphärischen Klänge unterstrichen, funktierte das Zusammenspiel. Innige Momente, zärtlich auch — das hatte Charme.
Aber wenn in pianimisso-Passagen ein Lippenstift auf den Boden klackte oder ein sperriger Blockhalter auf die Bühne fiel, tapsige Tanzschritte lauter halten als die leise Flöte, lenkte der Tanz ab.
In der Summe schadete das dem Gesamteindruck nicht. Die Aufführung war eine rundum monumentale, packende Schau — von fein gesponnen bis üppig. Wirklich kolossal.