Christian Hankammer auf den Spuren von Bob Marley
Christian Hankammer, Musiker aus Wülfrath, tritt als zweiter Deutscher auf dem größten Reggae-Festival der Welt auf.
Wülfrath. „Das Leben auf Jamaika ist ganz anders. Die Menschen sind wuseliger, lauter“, sagt Christian Hankammer und gibt zu, dass er sich erst wieder an die deutsche Heimat gewöhnen musste.
Der 20-Jährige hat im Sommer zwei Monate auf der Karibikinsel verbracht. Seine Gitarre hatte er stets dabei. Dass er sie spielen und dazu singen kann, ist auch den Jamaikanern aufgefallen.
Mit dem einheimischen Künstler Cassafaya (37) nahm der Reggaemusiker die Single „Give Thanks for Life“ auf. Am 26. Dezember treten die beiden beim „Sting-Festival“ (siehe Kasten) vor über 30 000 Menschen auf, das als weltgrößtes eintägiges Reggaefestival gilt. Hankammer wird nach Gentleman der zweite deutsche Sänger, der das geschafft hat.
Hankammer, als Sänger Chris Toppa genannt, hat das Gymnasium in Wülfrath besucht und wohnt dort bei seinen Eltern in einem beschaulichen Stadtteil mit Dorfcharakter.
Fehlendes karibisches Flair konnte nicht verhindern, dass er sich in seinem noch jungen Leben in die Reggae-Musik verliebte — klassisch durch eine Bob-Marley-CD im Regal seines Vaters. Heute werden seine eigenen Lieder im jamaikanischen Radio gespielt.
Auf Jamaika wollte er die Wurzeln des Reggae erkunden, Musik machen und die Menschen kennenlernen. Per Couchsurfing — einer Vermittlungsagentur für Touristen, die bei Privatleuten übernachten wollen — traf er auf Phillip Wright alias Cassafaya.
Schnell bemerkten die beiden, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Im Yard, dem Hinterhof, ließ Cassafaya einen Riddim laufen. So nennen Reggaemusiker die Instrumentalversionen ihrer Songs.
„Ein paar Freunde von Cas waren da. Als er Musik spielte, habe ich einfach gesungen“, erinnert sich Hankammer. Staunen machte sich breit, als die Stimme des deutschen Gastes, durch den Yard schallte.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Cassafaya und Chris Toppa schrieben „Give Thanks for Life“ und fanden in den Anchor Studios einen Produzenten — dort wurde unter anderem der Song „Boombastic“ von Shaggy aufgenommen, der 1996 auf Platz zwei der deutschen Charts stieg.
„Wir haben uns bewusst entschieden, den Song von einer Band einspielen zu lassen“, sagt Hankammer. Die Qualität digitaler Riddims komme nicht an handgemachte Musik heran, findet er.
Hankammer kommt es generell auf Ehrlichkeit an. Seine Songs handeln von Möglichkeiten, die Menschen hätten, wenn sie Probleme gemeinsam anpacken würden. Er prangert Missstände an, ohne sich auf einem Kreuzzug zu befinden.
Chris Toppa sagt über sich, er wolle kein Weltverbesserer sein, der mit dem Finger auf andere zeigt. Über alltägliche Gewalt in Downtown Kingston redet er nachdenklich. Unsicher habe er sich ob seiner Freundschaft zu Cassafaya aber nie gefühlt.
Eigentlich wollte Hankammer ein Jahr im Ausland bleiben. Durch den schnellen Erfolg hat er sich umentschieden, möchte in Deutschland bei Plattenfirmen für „Give Thanks for Life“ werben. Das konnte er bereits auf der großen Bühne: Zuletzt trat er gemeinsam mit dem deutschen Reggae-Star Sebastian Sturm in Hamburg und Berlin auf.