Chris Toppa: Karriereschub auf Jamaika
Der Musiker Chris Toppa (19) wird als zweiter Deutscher auf dem größten Reggae-Festival der Welt spielen.
Wülfrath. Die Stimme ist kehliger als üblich. Rauer. „Ich bin angeschlagen. Hab’ mir da was eingefangen“, entschuldigt er sich bei seinem Redaktionsbesuch. Die Gitarre hat er zwar dabei, aber auf eine Kostprobe müssen die Kollegen verzichten. Er fasst sich an den Hals. „Das geht nicht“, sagt Christian Hankammer alias Chris Toppa und zuckt mit den Schultern.
Da ist er also wieder. Viel früher als erwartet ist er aus Jamaika zurückgekehrt. In der Heimat des Reggae wollte er Musik und Mentalität aufsaugen. Doch sein Aufenthalt hat eine ganz eigene Dynamik bekommen, die am 26. Dezember mit einem Auftritt beim weltgrößen Reggae-Festival auf Jamaika einen vorläufigen Höhepunkt finden wird: Nach dem Kölner Gentleman wird Chris als zweiter Deutscher überhaupt dort auftreten.
Drei Tage nach seiner Abi-Feier war Chris aufgebrochen. Zuerst nach Kalifornien, dann auf die Karibikinsel. Sein Ziel: Land und Leute kennen lernen, Musik machen, Texte schreiben, vielleicht ein Studio besuchen. So sein Plan, der schon in der zweiten Nacht auf der Insel in ganz andere Dimensionen geführt wird. Via „Couchsurfing“ — eine Initiative, über die Reisende bei Einheimischen wohnen — landete er in Kingston bei Musiker Cassafaya.
Toppa erinnert sich an diesen Abend bestens. Cassafaya spielte ein Riddim, „und ich habe einfach ein bisschen da drüber gesungen“. Der Reggae-Musiker war begeistert. „Ein toller Flow.“ Noch in der gleichen Nacht haben beide ihren ersten Song „Give Thanks for Life“ geschrieben, den sie später in den Anchor-Studios aufnehmen. Interviews in Radiostationen, ein Porträt in einer großen Tageszeitung, rund 25 Auftritte in verschiedenen Clubs — ein unerwarteter Karriereschub.
Für Toppa war schnell klar, dass er umplanen muss. „Ich habe jetzt alle Karten in der Hand, da darf ich mich nicht auf die faule Haut legen“, sagt er. Er buchte den Rückflug, „um die Dinge hier auf den Weg zu bringen“. Dafür brauche er professionelle Unterstützung, ein Label vielleicht, Promotion auf jeden Fall. „Und das geht nicht mit Briefen oder E-Mails. Da muss ich selbst vorstellig werden.“ Produzenten, Radiostation, Plattenfirmen - der 19-Jährige hat sich eine Menge vorgenommen.
Am Montag ist er erst gelandet. „Ich bin aber noch nicht ganz angekommen“, sagt er. Das liege nicht nur am Wetter. Es sei einfach eine Umstellung. Er erzählt von der Gewalt in den Ghettos von Kingston. „Ich hatte aber keine Angst. Cassafaya ist in dem Viertel anerkannt. Das gibt Sicheheit.“ Das Leben sei wuseliger und lauter. Dafür sei es hierzulande schneller. Bei aller Gewalt, Kargheit und Armut seien die Menschen auf Jamaika fröhlicher. „Wer positiv ist, handelt auch positiv“, sagt er — für ihn eine Grundeinstellung.
Mit seiner Band Toppaman hat er Mittwoch wieder geprobt. „Als hätte es keine Pause gegeben“, sagt Toppa. Kommende Woche kommt deren erstes Video heraus: „Awake“ heißt der Song. Er hofft, dass MTV und Viva es spielen werden. „Ich fahre auch nach Berlin, um es persönlich den Redaktionen zu geben“, sagt er mit einem Lachen. Im Dezember geht’s dann wieder nach Jamaika. Chris Toppa auf dem größten Reggae-Festival der Welt. „Ist schon krass, oder?“ Chris Toppa strahlt.