Polo auf zwei Rädern
Ralph Königs ist Weltmeister im Segwaypolo. Jetzt will er den europäischen Titel holen.
Wülfrath. Eine Lenksäule, ein Standbrett, zwei Räder — das ist alles: Nahezu geräuschlos rollt das Elektro-Gefährt über den Weg. Das Segway (Kosten: rund 8000 bis 9000 Euro) ist immer noch ein Blickfang. Gerade in Großstädten ist es zunehmend zu sehen. Es ist aber auch ein Sportgerät: Am Freitag beginnen in Berchtesgaden die Segwaypolo-Europameisterschaften. Dabei sind auch zwei Wülfrather am Start. Einer ist sogar Weltmeister: Ralph Königs. „Jetzt rechnen wir uns auch was bei der EM aus“, sagte er kurz vor der Abfahrt.
Ein Zufall hat das Interesse Königs’ für Segways geweckt. Er hatte Bekannte in Siegburg besucht, „als einer dann mit einem Segway um die Ecke kam“. Das ist jetzt rund zweieinhalb Jahre her. Der Spaß, mit diesem Elektromobil zu fahren, erinnert sich Königs, sei sofort da gewesen. Und als der Hinweis auf Polo kam, war der 44-Jährige schnell Feuer und Flamme, „zumal in Solingen, also ganz in der Nähe, ein Verein bereits sehr aktiv war“. Die Blade Pirates. Ihnen hat sich Königs angeschlossen.
Segwaypolo ist vor allem eine Frage des Gleichgewichts: eine Hand an der Lenkstange, die andere am Schläger — die Augen auf den Schaumstoffball gerichtet. „Es gibt eine Vorfahrtsregel“, sagt Königs, damit es bei Tempo 20 nicht zu Zusammenstößen kommt, „die nicht immer ausbleiben“. Mit Gewichtsverlagerung — fast wie beim Skifahren — wird das Segway gesteuert.
Segwaypolo ist dem Polo auf dem Pferd durchaus ähnlich, „nur dass es bei uns nicht so exklusiv vorgeht. Und so kostspielig ist es schon lange nicht“, betont der Wülfrather Unternehmer, der seit 1993 die Firma Trac Technik an der Fortunastraße führt. Exklusiv sei allenfalls die Zahl derjenigen, die diesen Sport ausüben. „Vielleicht 60, 70 Leute. Mehr sind es wohl noch nicht“, sagt er. Mit Lutz Reuen hat er einen Tennisspieler von Blau-Weiß Wülfrath inzwischen mit dem Segwaypolo-Virus infiziert. „Er ist für den Club in Hemer aktiv“, sagt er . Bei den Titelkämpfen treten Vereinsmannschaften, keine Nationalteams, an. „So weit ist der Sport noch nicht organisiert.“
Mit den Piraten aus Solingen war er schon bei mehreren Meisterschaften am Start. Landete das Team 2010 auf dem zweiten Platz, ist in diesem Jahr das oberste „Stockerl“ im Visier. Bei den Weltmeisterschaften im Sommer in San Francisco haben sich die Blades Pirates ihren Traum erfüllt: Weltmeister! „Dann ist klar, dass wir nun auch den EM-Titel wollen“, sagt Königs.
Der Titelverteidiger kommt aus Österreich. Insgesamt zehn Teams sind bis zum 2. Oktober am Start. Segwaypolo-Aktivisten aus Schweden und der Schweiz sind auch dabei. Parallel steigt in Berchtesgaden der sogenannte Zürich-Cup, zu dem auch die Turtles aus den USA anreisen werden. „Dieses internationale Flair macht den Reiz dieser Treffen aus“, sagt der Wülfrather. Er freut sich nicht nur, den Leibkoch des US-Präsidenten wieder zu treffen. Auch Victor Miller, der Autor des Horror-Klassikers „Freitag, der 13.“, ist mit von der Partie. „Nicht zu vergessen der Mitbegründer des Segwaypolos, Steve Wozniak“, betont Königs — der Mitbegründer von Apple. „Das sind coole Typen.“