Beziehungen zu Israel „Da müssen Sie mit Peres sprechen“

Der Nevigeser Peter Egen leistete Vorarbeit für die Wiederaufnahme der diplomamatischen Beziehungen zu Israel.

Foto: S. Bahrmann

Neviges. In den Geschichtsbüchern steht der 12. Mai 1965 als der Tag, an dem die Bundesrepublik Deutschland und Israel die diplomatischen Beziehungen zueinander wieder aufgenommen haben. Etwas im Schatten liegt die Vorarbeit, die in der Zeit zuvor geleistet wurde. Eine Schlüsselrolle dabei spielte der Nevigeser Peter Egen, der sich schon seit 1963 um den Kontakt nach Israel bemühte.

Foto: S. Bahrmann

Der 79-Jährige war damals Landesgeschäftsführer des Rings christlich-demokratischer Studenten (RCDS) und reiste im März ’65 mit drei weiteren Studentenvertretern nach Israel. Das Signal aus der Ferne war 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch deutlich, erinnert sich Egen: „Die Israelis sagten: ,Wir reden nicht mit deutschen Studenten.’“ Doch der Mut verließ Egen nicht. „Unsere Reaktion war: Dann kommen wir trotzdem.“

Der langjährige Vorsitzende des Fördervereins Schloss Hardenberg war nach ’65 noch neun Mal in Israel — doch die erste Reise bleibt ihm unvergessen. Der Empfang bei den Gastgebern war kühl. „Es gab Studenten, die wollten uns nicht die Hand geben. Und in zahlreichen Geschäften hingen Schilder auf denen stand: Deutsche nicht erwünscht.“

Egen besuchte nicht nur Studenten. Franz Josef Strauß — damals nicht mehr Bundesverteidigungsminister und noch nicht Finanzminister — hatte ihn mit den entsprechenden Kontakten ausgestattet. Egen berichtet von der skurrilen Situation, als er mit dem CSU-Politiker über sein Anliegen sprach: „Strauß sagte: ,Kein Problem, da müssen Sie mit Peres sprechen.’ Dann schrieb er einfach seine Empfehlung handschriftlich auf eine Visitenkarte.“ Dieses Relikt verwahrte sich Egen bis heute. Der CSU-Politiker hatte geschrieben: „recommends Herrn Peter Egen as a collaborator of the CSU and himself“ (siehe Foto links). Übersetzt heißt das so viel wie: Franz Josef Strauss empfiehlt Peter Egen als seinen Mitarbeiter.

So eine „Eintrittskarte“ bekam Egen für den späteren Staatspräsidenten Schimon Peres und die spätere Ministerpräsidentin Golda Meir ausgestellt. Mit Peres kam es daraufhin zum Treffen.

Die Diskussionen und Verhandlungen, die Egen zu führen hatte, waren zäh. Er sagt: „Das war harte Kernarbeit.“ Noch brisanter wurde die diplomatische Arbeit als Studenten anlässlich der Reise des neuen deutschen Botschafters in Israel, Rolf Pauls, mit Demonstrationen drohten. „Die wollten am Flughafen deutsche Fahnen verbrennen“, erinnert sich der Nevigeser. Schnell saß der gebürtige Wuppertaler im Flugzeug und begann mit seinen Schlichtungsbemühungen bei Studenten und Politikern. Mit Erfolg. Doch Egen sagt: „Ich gehöre nicht zu denen, die immer behaupten, alles wäre ganz alleine ihr Verdienst.“ Er lächelt: „Ich hatte einfach das Glück, das genau zu dieser Zeit viele der jungen Leute zur Armee eingezogen wurden.“Auch deswegen sei die Demonstration ausgeblieben.

Peter Egen hat viel erreicht, aber einer seiner Wünsche wurde bis heute nicht wahr: die Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerks, nach dem Vorbild des deutsch-französischen. Der 79-Jährige sagt: „Dafür gab es einfach nie eine Lobby.“

Doch vielleicht ist das Ziel so nah wie noch nie. Dietmar Schulmeister, stellvertretender Bundesvorsitzender des RCDS, hat jetzt den erneuten Anlauf beim Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unternommen. Bereits 2008 war ein Versuch gescheitert, ein Jugendwerk zu installieren. Doch Schulmeister sagt: „Wir werden nicht klein beigeben.“ Das Verstehen der anderen Kultur könne schließlich nur durch die Begegnung funktionieren. Peter Egens Israel-Reisen sind wohl der beste Beweis.