Den großen Wurf fest im Blick
Mareike Claussen ist Leichtathletin aus Leidenschaft. Beim TBW ist die 19-Jährige im Speerwurf ganz vorn. Aber sie leitet auch eine Abteilung beim ASV Tönisheide.
Wülfrath. Es sieht so einfach aus: Speer nehmen, anlaufen, werfen. Das ist es aber nicht. Schon die kleinste Veränderung der Körperhaltung, und der Speerwurf geht daneben. Mareike Claussen (19) vom Turnerbund Wülfrath (TBW) hat zuletzt viel richtig gemacht: Bei den Kreismeisterschaften in Leverkusen warf sie den Speer stolze 30,34 Meter weit — Bestmarke im Verein. Seit 1997 hatte es keine Sportlerin des TBW geschafft, den Rekord bei den Damen zu knacken.
Beim Training am Erbacher Berg übertraf die Sportlerin bereits regelmäßig die 30-Meter-Marke. Das gelang dann endlich auch bei den Meisterschaften. Zwar behinderten Gegenwind und Regen die ersten Würfe, doch „beim letzten wollte ich dann noch mal alles probieren und die 30 Meter angreifen“, erinnert sie sich. Und es funktionierte. Der Turnerbund-Rekordwurf reichte zu Platz vier.
Bis zur erfolgreichen Rekordjagd war es ein langer Weg. Seit 13 Jahren ist Mareike Claussen begeisterte Leichtathletin. Ursprünglich war es der Schlagball, der sie bei Bundesjugendspielen zu den Wurfsportarten brachte. Vor sechs Jahren begann sie schließlich mit dem Speerwerfen. Weit werfen zu können, findet sie noch heute toll. „Am Anfang war es ziemlich schwierig. Aus einem schnellen Anlauf eine Wurfbewegung zu machen, ist die Herausforderung. Die ganze Koordination des Körpers wird beansprucht“, sagt sie.
Speerwerfen ist deshalb mehr als nur der eine große Wurf. Der Sport ist eine vielseitige Belastung für den Körper — Kondition, Spritzigkeit und Muskelkraft werden benötigt. Deshalb trainiert Claussen nahezu jeden Tag. Montags steht Krafttraining, dienstags Sprint, donnerstags Leichtathletik und sonntags Wurftraining auf dem Programm. Dazu kommen Wettkämpfe, zu denen sich die Sportler selbst anmelden müssen.
Die Ausrüstung ist nicht nur auf den langen Holz- oder Metallstab beschränkt. Für Anlauf und Abwurf braucht Mareike Claussen spezielle Schuhe mit Spikes unter den Sohlen, um nicht wegzurutschen. Wenn alles klappt, ist sie zufrieden: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn der Speer dorthin fliegt, wohin ich will“, sagt sie.
Nur selbst aktiv zu sein, reicht ihr allerdings nicht. Zusammen mit ihrer TBW-Kollegin Stefanie Harwardt ist sie Leichtathletik-Abteilungsleiterin beim ASV Tönisheide. 80 Mitglieder gehören der Abteilung an. Und dreimal in der Woche gibt sie selber Training für zehn- bis elfjährige Nachwuchssportler.
Anscheinend hat sie ein gutes Zeitmanagement, denn in diesem Jahr hat die 19-Jährige ihr Abitur am Gymnasium abgelegt. „Es funktioniert alles“, sagt sie fröhlich und zuckt leicht mit den Schultern, so als gehe alles manchmal wie von selbst. Im Oktober beginnt sie ein Lehramtsstudium für die Fächer Latein und Mathematik in Wuppertal. Der Sport soll dann nicht zu kurz kommen.
Da man in der Leichtathletik in Zeiten, Höhen und Weiten misst, hat sie das nächste Ziel schon vor Augen. Nach den 30,34 Metern soll der Speer irgendwann auf die 40 fliegen. Den nächsten Schritt könnte sie schon am Dienstag, 9. August, bei einem Wettkampf in Bergkamen machen.