Mehr Kontrolle über die Töchter
Vor allem mit den großen Unternehmen in städtischer Hand, der GWG und den Stadtwerken, soll in Zukunft enger und systematischer zusammengearbeitet werden.
Wülfrath. Wenn es um ihre Beteiligungen an Firmen geht, ist die Stadt Wülfrath nicht arm — Stadtwerke und Wohnungsbaugesellschaft GWG zählen zu großen und selbstständigen Töchtern des Konzerns Stadt.
Um diese Unternehmen gezielt auf die Zukunft ausrichten und besser kontrollieren zu können, soll die Verwaltung in nächster Zeit ein sogenanntes Beteiligungsmanagement einrichten.
Das Beteiligungsmanagement ist in der Gemeindeordnung des Landes Nordrhein-Westfalen verankert. Nach Paragraf 117 muss die Stadt einen Beteiligungsbericht aller ihrer Unternehmen vorlegen.
Die Verwaltung befindet sich auf dem Weg, diese Vorgaben umzusetzen: In der jüngsten Ratssitzung wurde beschlossen, „ein Beteiligungsmanagement aufzubauen und mit den städtischen Töchtern zeitnah eine Neupositionierung im Konzern Stadt zu entwickeln“.
Das heißt im Klartext, dass die Stadtverwaltung mehr Einfluss auf ihre Unternehmen bekommen soll. Strategische Ziele — etwa in der Stadtentwicklung (Beispiel Goethestraße) — sollen gemeinsam umgesetzt werden.
Verständlich, wie Markus Hein, Leiter der Finanzbuchhaltung, findet: „Manchmal weiß die Mutter ja nicht, was ihre Tochter gerade tut.“ Das solle sich jetzt ändern. Laut Hein bestehen die Schwerpunkte des Beteiligungsmanagements aus drei Punkten.
Zunächst ist da die Beteiligungsverwaltung, die beispielsweise den Stadtrat in seiner Entscheidungsfindung unterstützt, Beschlussvorlagen oder Verträge erstellt oder die Unternehmen hinsichtlich der Einhaltung formaler Kriterien überwacht.
Der zweite Schwerpunkt, die Mandatsbetreuung, beinhaltet, die als Entscheidungsträger in die Gremien der Unternehmen entsandten Ratsmitglieder zu beraten. Und schließlich das Beteiligungscontrolling, bei dem die Verwaltung in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Strategien plant und die daraus folgenden Ziele umsetzt.
Wie diese Aufgaben verteilt werden, ist noch unklar. Dass die Verwaltung das Management übernehmen soll, ist unstrittig. Im Bereich der Allgemeinen Finanzwirtschaft sind die Kapazitäten laut Markus Hein allerdings begrenzt. „Es ist natürlich auch die Frage, wie weit die Politik das Beteiligungsmanagement ausweiten will“, sagt Hein.
Juan Carlos Pulido, Geschäftsführer der GWG, ist sich sicher, dass die Beteiligung der Verwaltung positive Auswirkungen hat. „Ich sehe Chancen in einer aufeinander abgestimmten Vorgehensweise. Vielleicht werden Synergien sichtbar, die wir bisher nicht gesehen haben“, sagte er im WZ-Gespräch. Es mache daher Sinn, dass sich die Stadt aktiv beteilige.
Ulrich Siepe, Geschäftsführer der Stadtwerke, sieht der Sache ähnlich entspannt entgegen: „Wir sind sowieso zu 100 Prozent kommunal beherrscht, da ist es selbstverständlich, dass der Eigner unser Unternehmen prüft.“ Schließlich gehe es auch um Steuergelder.
In der Ratssitzung am 13. September soll das Beteiligungsmanagement erneut Thema sein.