Lotsenstelle für Familien
Die Kindergärten in Tönisheide haben sich zum ersten ökumenischen Familienzentrum zusammengeschlossen.
Tönisheide. Unterstützt von Kindergartenleiterin Ulrike Overbeck schraubt der fünfjährige Bennet das offizielle Schild „Familienzentrum NRW“ an die Außenwand der Kindertagesstätte St. Antonius: „Ich hab schon oft geschraubt“, sagt der Knirps selbstbewusst, „Papa ist Handwerker.“
Dieselbe Beschilderung erhält eine Stunde später auch der evangelische Kindergarten „Unterm Regenbogen“ in der Schubertstraße: Die beiden Einrichtungen bilden nun das Ökumenische Familienzentrum „Auf Tönisheide“. Es ist das achte Zentrum der Schlossstadt, neben dem im Siepen das zweite in Neviges und das einzige ökumenische in Velbert.
Vorausgegangen ist eine zweijährige Vorbereitungsphase, in der alle bereits vorhandenen Angebote aufgelistet und weitere, für die Zertifizierungsverfahren geforderte installiert wurden“, erläutert Ulrike Overbeck. Ziel des Familienzentrums ist es, Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mit zusätzlichen Aufgaben der Beratung, Unterstützung sowie Hilfen für Familien miteinander zu verknüpfen: „Eltern wollen ihre Kinder bewusst erziehen, sich informieren“, sagt Gudrun Joest, Leiterin der evangelischen Kita. „Der Vorteil liegt in der sehr engen Verbindung der Kindergärten mit den Familien. Da ist die Hemmschwelle nicht sehr hoch“, ergänzt Overbeck.
Dem Familienzentrum komme eine Lotsenfunktion zu, indem bei Bedarf die richtigen Kooperationspartner vermittelt werden — seien es zum Beispiel Familienbildungsstätten, Ehe- oder Lebensberatungsstellen: „Unser Angebot richtet sich dabei an alle Familien, nicht nur die, deren Kinder zurzeit unsere Kitas besuchen“, betont Overbeck. Jeder sei eingeladen, die Angebote des Familienzentrums zu nutzen.
Zertifiziert wurden die beiden Einrichtungen schließlich vom Berliner Institut „Pädquis“, und auf das Ergebnis können die Kita-Leiterinnen und ihre Mitarbeiterinnen stolz sein: Ihnen wurde das Gütesiegel mit Auszeichnung verliehen, was Kornelia Schlaaf-Kirschner, die das Verfahren als externe Beraterin fachlich begleitete, unterstreicht: „Hier wird außerordentlich gute pädagogische Arbeit geleistet.“
Das Tönisheider Zentrum ist in diesem Jahr das einzige, das an den Start gehen kann, erklärt Ingrid Treitz, städtische Jugendhilfeplanerin. Mit den katholischen Kitas St. Marien und St. Nikolaus, sowie einem Verbund von vier Einrichtungen in Bonsfeld und Nierenhof stünden zwei weitere Zentren in den Startlöchern, doch das Land habe für 2011 lediglich ein neues zugelassen. Was wohl nicht zuletzt eine finanzielle Frage ist: Jedes Familienzentrum erhält für seine Aufgaben 12 000 Euro pro Jahr, die, die Zustimmung des Landtags vorausgesetzt, auf 13 000 Euro erhöht werden sollen.