Kreativität ohne Noten: Kunst macht Schule
Seit vier Jahren wird das Gymnasium samstags zum Atelier. Inzwischen können die Schüler schon Verkaufserfolge vorweisen.
Wülfrath. Das Gymnasium war und ist eine Brutstätte hoher Kreativität. Schulchor und -orchester, Kabarett-AG und diverse Schulbands zeugen davon. Seit vier Jahren gibt es noch mehr Input: Kunstlehrer Erik Schmittmann (42) hat das Samstagsatelier etabliert. Einmal im Monat öffnet die Schule nun auch am Wochenende ihre Türen — für rund 90 Schüler aus allen Jahrgangsstufen, die sich auf freiwilliger Basis der Kunst widmen. Das Projekt machte jüngst durch eine Ausstellung an 16 Orten von sich reden. Die Arbeiten gehen von der grafischen Zeichnung bis zur Betonskulptur.
Schmittmann hat das Konzept des Samstagsateliers von seiner früheren Stelle mitgebracht. In Wülfrath haben nicht alle Schüler Kunstunterricht, weil dieser in manchen Jahrgangsstufen aussetzt. Die Freiwilligkeit schafft Atmosphäre. „Es ist ein ganz anderes Arbeiten, wenn Schüler von sich aus mitmachen“, sagt Schmittmann. 70 bis 80 seien regelmäßig dabei.
Aber nicht nur Kinder und Jugendliche opfern ihre Freizeit. Bis zu fünf Kunstlehrer geben von 9.30 bis ungefähr 15 Uhr Tipps zu Techniken und Ideen an ihre wissbegierigen Schüler weiter. Unterstützung bekommen sie von Niels Hübner, Student an der Düsseldorfer Kunstakademie, der seit zwei Jahren über das Landesprojekt Kultur und Schule finanziert wird. Hinzu kommt Bernd Rosiczka, der früher eine eigene Galerie hatte und viel in Sachen Ausstellungen beitragen kann.
Der Schwerpunkt liegt zwar auf Malerei und Grafik, aber immer wieder finden andere Kunstformen den Weg ins Atelier: Jüngst gestalteten die Schüler T-Shirts mit Siebdruck, Mitschüler wurden komplett eingegipst, um lebensgroße Figuren herzustellen, und auch inszenierte Fotografie und Film stehen hoch im Kurs. Maximilian Ludwig (19) hat einen Film gedreht, der die Beziehung zwischen Menschen und Gegenständen symbolisiert. „Manche Leute kümmern sich mehr um Dinge als um andere Menschen“, sagt er. Der Film wurde bei Funk & Fernsehen Bast gezeigt.
Erfolge in Sachen Verkauf gab es während der Ausstellung. Für 260 Euro gingen zwei Uhren über den Ladentisch von Schmuck Koida. Der Händler gab den Schülern die Möglichkeit, zwei Zifferblätter zu gestalten, und stiftete den Ertrag. Dadurch konnte ein Viertel der Materialkosten des Ateliers finanziert werden. Eine Uhr hat Lena Gravel (17) gestaltet. Die Idee, ein Auge als Motiv zu nehmen, kommt aus der Familie, da ihre Mutter jüngst die Prüfung zum Optikermeister ablegte.
Die Rückmeldungen auf die Ausstellung waren positiv. „Wir wurden von vielen Leuten auf unsere Bilder angesprochen“, sagt Rebecca Wünsch (17). Die Oberstufenschülerin ist engagierte Zeichnerin und hat sich unter anderem an zwei Wülfrathern versucht: Jens Rösel und Oliver Henrich vom „Dynamischen Duo“.