Der Weg der Gastarbeiterkinder
Besucher machen sich in der Sparkasse auf „Spurensuche“.
Wülfrath. Hausen in spärlich ausgestatteten, sehr kleinen Wohnungen. Oft ohne Dusche oder Bad. Als die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland kamen, waren die Lebensumstände in der neuen Welt schwierig. Vor 50 Jahren wurde der Anwerbevertrag zwischen Deutschland und der Türkei geschlossen. An dieses Jubiläum erinnert die Ausstellung „Spurensuche — Integrationswege“, die in der Filialdirektion Wülfrath der Kreissparkasse Düsseldorf eröffnet wurde.
Einen großen Teil der Schau machen 20 Roll-up-Banner aus, die Lebensgeschichten von ehemaligen Gastarbeiterkindern und deren problematische Wohnverhältnisse zu Beginn der 1970er- Jahre zeigen. Zu sehen sind darauf unter anderem Fotos von Franz Naber, die er vor 40 Jahren in 50 Ratinger Wohnungen gemacht hat. Er wollte damals „auf die Probleme der ausländischen Bürger aufmerksam machen“. Um so eindringlicher sind diese Schwarz-Weiß-Dokumente.
Bunt sind hingegen die Skulpturen, die den Besucher und Sparkassen-Kunden vermutlich als erstes auffallen, wenn sie das Institut betreten: Fünf Kinder in Lebensgröße machen in der Summe die „BunTesRepublik Deutschland“ aus — so heißt das vielfarbige Kunststück.
In der Mitte der Ausstellung stehen Stelltafeln, die sich mit türkischen Lebenswegen in Wülfrath befassen. Diese lokale Erdung tut der Schau gut. Integrationsbeauftragte Irene Claas und Manuela Mangialaio (Caritasverband) haben dazu in Wülfrath Türken interviewt und deren Geschichte in der Ich-Form dokumentiert. Das sind ganz persönliche Erzählungen vom Ankommen in der Kalkstadt.
Zum Beispiel von Hayrettin Kahraman. Er ist in Wülfrath weithin bekannt — als Vorsitzender des Islamischen Vereins. Dass er seinen Integrationsweg schon weit beschritten hat, wird niemand bestreiten. Heute, 2011 ist er Mahner und Motivator, der seine Landsleute auffordert, sich in ihren Wohnorten einzubringen und mitzuleben. Er ist Grenzgänger, kein religiöser Dogmatiker. In der Ausstellung über seine Jugendzeit zu erfahren, macht den Reiz aus. Dass er zur Luftwaffe wollte, wer hat das schon gewusst?
Oder Ayten Erdem: Sie ist in der Frauengruppe Kardelen engagiert, schwärmt vom Leben an der Kastanienallee. 1987 kam sie zm ersten Mal nach Deutschland — als 17-Jährige frisch verheiratet und nur mit einem Besuchervisum. Nach sechs Monaten musste sie zurück in die Türkei, kam 1988 wieder — und blieb.
Von den laut Ausstellung 22.300 Wülfrathern sind aktuell 1089 Migranten — und 50 Prozent davon sind türkischer Abstammung. Die Wanderausstellung in der Sparkasse am Diek ist noch bis zum April zu sehen.