Die Ära van Hueth geht zu Ende
In Rat und Verwaltung hat der Dezernatsleiter 28 Jahre für die Interessen der Kinder gekämpft — und in der Kita mit ihnen gesungen.
Wülfrath. Dezernatsleiter Hans-Werner van Hueth blättert in diesen Tagen durch alte Terminkalender. Er hat sie alle aufgehoben. Jetzt, nicht mal mehr zwei Wochen vor seinem letzten Arbeitstag, lässt er sich gerne von den Jahrzehnte alten Einträgen an mehr als 28 Jahre bei der Stadtverwaltung Wülfrath erinnern. „Das ist jetzt ein komisches Gefühl so kurz vor dem Ende“, sagt der 65-Jährige mit dem weißem Rauschebart. „Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen.“
Der Dezernatsleiter war dabei ungern nur Schreibtischtäter. Das zeigte sich etwa bei einer Kochaktion, bei der er Kinder zu sich in seinen Privatgarten einlud. „Die hatten einen Riesenspaß und hätten am liebsten den ganzen Garten abgeerntet“, erinnert sich van Hueth. Und auch den Kindern war der Mann aus der Verwaltung offenbar in Erinnerung geblieben. Später wurde er nämlich im Eiscafé Paciello wiedererkannt: „Da zeigte dann ein Kind auf mich und sagte zu seiner Mutter: Da sitzt der Stadtkoch.“
Andere Jungen und Mädchen erinnern sich vielleicht an van Hueth als den Stadtsänger. „Ich bin am Anfang als Jugendsamtleiter auch mal einfach so in die Kindergärten gegangen“, sagt er. „Um Erfahrungen zu sammeln, um zu sehen, wovon man spricht.“ Dabei übte der Hobby-Sänger mit den Kindern auch neue Lieder ein. Auch das hinterließ offenbar Spuren. „Die werden heute noch dort gesungen“, freut sich van Hueth.
Dass er sich auch besonders für die sozial Schwachen einsetzt, zeigte sich schon bei seiner frühen Arbeit in Ratingen. Dort mussten Obdachlose damals noch in Zelten am Blauen See leben. Van Hueth setzte sich für eine echte beheizte Unterkunft ein und stieß damit sogar ein Obdachlosen-Konzept für den ganzen Kreis an. „Das war für mich ein absolutes Highlight, als der Rat die Unterkunft beschlossen hatte.“
In seinen diversen Fachbereichen (siehe Kasten) warteten im Laufe der Zeit Aufgaben über Aufgaben auf van Hueth. 1987 setzte er sich gegen politischen Widerstand für die Schaffung von zusätzlichen Kindergartenplätzen ein, noch genau rechtzeitig, bevor der Rechtsanspruch für Eltern eingeführt wurde. Es wurde nicht ruhiger: U3-Betreuung, Sekundarschule, Zeittunnel — der Dezernatsleiter bohrte dicke Bretter und erzielte mühsame Erfolge durch Moderation.
Doch van Hueth erinnert sich auch an herbe Rückschläge. Etwa als ab 2004 im Rahmen des Haushaltssicherrungskonzepts jedes Jahr eine Million Euro an der Jugendarbeit eingespart werden mussten. Die Schulsozialarbeit wurde zurückgefahren, Schulkinderhäuser geschlossen. „Das tat sehr weh, das hatten wir mit vielen Mühen aufgebaut“, sagt der studierte Sozialarbeiter.
Die größte Aufgabe der Zukunft sieht van Hueth in den finanziellen und gesellschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels. Deshalb mahnte er auch in seiner letzten Ratssitzung in der vergangenen Woche bei den Politikern an: „Vergesst nicht die Alten!“
Ums Vergessenwerden muss sich Hans-Werner van Hueth keine Sorgen machen. Er hat in Wülfrath Spuren hinterlassen. Dabei will er es jetzt aber belassen: Als Rentner, der im Ruhestand bei der Stadt anruft und weise Ratschläge gibt, sieht er sich nicht. Der Stadtkoch kocht bald sein eigenes Süppchen. „Ich will wieder mit dem Singen anfangen“, sagt er. Vor rund 20 Jahren hatte er das Hobby aus Zeitgründen aufgeben müssen.