Die moderne Schatzsucherin

Anne-Katrin Hoffmann ist eine von ganz wenigen weiblichen Versteigerinnen. Schon mit 24 Jahren leitete sie ihre erste Auktion.

Foto: Bahrmann

Wülfrath. Viele Schätze unserer Zeit stehen in Wohnzimmern, verstauben auf Dachböden und bleiben vielleicht über Jahrzehnte unentdeckt — bis sie irgendwann eine Fachfrau wie Anne-Katrin Hoffmann findet. Die 44-jährige Versteigerin und Gutachterin hat von Wülfrath aus schon so manchen Schatz gehoben. Etwa einen Dolch, den die Besitzerin schon wegschmeißen wollte und der am Ende für 960 Euro unter den Hammer kam oder ein Feuerzeug und ein paar Goldteile, die 3800 Euro einbrachten — und für die ein windiger Ankäufer nur 1000 Euro geboten hatte. Hoffmann sagt: „Die Leute wissen meistens gar nicht, was für Schätze sie da haben.“

Hoffmann, die auch staatlich geprüfte Diamanten- und Edelsteingutachterin ist, wird meistens dann auf den Plan gerufen, wenn ein Nachlass versteigert werden muss oder für ein Pfandhaus eine Auktion ansteht. Der erste Kontakt mit Jahrhunderte alten Uhren, wertvollem Schmuck oder Möbel-Unikaten ist für Hoffmann immer der spannendste Augenblick ihres Berufs. „Meistens nehme ich dann ein Stück in die Hand und weiß direkt: Das wird mein Highlight.“ Und oft sind das dann auch die Stücke, um die sich die Bieter in der Auktion schlagen.

Anne-Katrin Hoffmanns Beruf ist nicht nur außergewöhnlich, er ist auch selten. Sie ist eine der ganz wenigen Versteigerinnen der Region. Eigentlich ist die Branche eine Männerdomäne. Das bekam die gebürtige Düsseldorferin am Anfang zu spüren, doch es störte sie nicht. Schon mit 17 besserte sie sich als Aushilfe in einem Auktionshaus das Taschengeld auf. „Der Schmuckbereich hat mich fasziniert“, berichtet sie. Schon mit 24 Jahren führte die toughe Expertin ihre erste Auktion durch.

„Am Anfang wurde mir gesagt, ich solle mich älter kleiden“, berichtet Hoffmann von den Vorbehalten gegen eine junge Frau in der Branche. Doch schnell habe sich gezeigt: Mit Fachwissen lässt sich Vertrauen zum Kunden aufbauen. Ihr Weg führte die 44-Jährige nach Berlin und Köln. 2003 gab es eine Zäsur und das Auktionsgeschäft flaute ab. In dieser Zeit verstärkte sie den elterlichen Automobil-Betrieb in Wülfrath als Marketing-Chefin. So kam sie in das Kalkstädtchen, wo sie heute ihr Büro hat (siehe Kasten).

Mit ihrem achtköpfigen Team führt Hoffmann heute wieder hauptberuflich Auktionen in der Region durch. Einer ihrer außergewöhnlichsten Aufträge war die Versteigerung des kompletten Inventars einer Villa in Essen-Kettwig. Hoffmann erinnert sich an den unglaublichen Nachlass: „Die Bewohnerin besaß 20 Kilo Silber und hatte allein drei Festangestellte, die das Silber putzten.“ Am Ende kam alles unter den Hammer. Hoffmann grinst: „Selbst das Kaminholz und der Stuhl auf dem ich saß.“