„Die Freibadsaison geht baden“
Nur wenige Schwimmer wagen sich zurzeit draußen ins Wasser. Das Hallenbad ist noch bis 14. August geschlossen.
Neviges. Dunkelgraue Wolken jagen über den Himmel, es regnet — doch selbst die Temperatur um 15 Grad Celsius hält einige Unentwegte an diesem „Sommertag“ nicht ab, ihre Bahnen im Nevigeser Freibad zu ziehen.
Ihnen bleibt auch nichts anders übrig als der Freiluftsport: Das Hallenbad ist zurzeit für die sommerlichen Reparatur- und Reinigungsarbeiten geschlossen. So ist die Zahl der Handwerker an diesem verregneten Nachmittag in Neviges größer als die der Schwimmer.
Mit einem Trennschleifer fräst Maurer Klaus Buse im leeren Becken Fugen aus, die erneuert werden müssen. Abgesehen davon, dass bei jeder Jahresinspektion eine Reihe defekter Kacheln getauscht werden, stehen in diesem Jahr vor allem Fliesenarbeiten im Umkleidebereich an, erläutert Norbert Noll, Abteilungsleiter Bäder bei den Stadtwerken.
Dazu gehört der Austausch der Fliesen in der Damendusche, der noch aus dem Baujahr 1974 stammenden Einzelkabinen und der Familienumkleide. Letztere hat künftig sechs statt zuvor acht Kabinen, die jedoch deutlich größer ausfallen: „Die alten waren mit mehr als einem Kind ziemlich eng.“ Die jährliche Sommerpause für Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen ist ein Muss, sagt Noll: „Wir wollen Investitionsstaus vermeiden, die uns irgendwann ins Schwimmen bringen.“
Zu den Schönheitsreparaturen am Becken zählt die neue Beschichtung der Startblöcke. Ein Unterwasserscheinwerfer fällt auf, der ganz anders als die übrigen aussieht: „Da testen wir moderne LED-Technik“, sagt Frank Schumacher, Betriebsleiter des Nevigeser Bades. Neben einer höheren Lichtausbeute überzeuge vor allem die Energieeinsparung von 70 Prozent gegenüber der herkömmlichen Beleuchtung.
Wenn Noll dagegen ins Freibad schaut, verdüstert sich sein Blick wie derzeit der Himmel: „Bis zum Wochenende hatten wir 24.371 Badegäste“, so seine Zwischenbilanz — 2010 waren es im gleichen Zeitraum mit 77.417 mehr als dreimal so viele. Auch der Spitzentag des vergangenen Jahres — der 10. Juli mit 5.730 Besuchern — wird in den verbleibenden Wochen wohl unerreicht bleiben; bester Tag war bisher der 2. August mit 3.562 Gästen. „Die Freibadsaison geht dieses Jahr baden“, so die Befürchtung des Bäderchefs.
Viola Becker sieht die große Leere dagegen auch positiv: „Man kann völlig ungestört seine Bahnen ziehen“, sagt die Wuppertalerin. 30 hat sie schon hinter sich, weitere zehn fehlen noch, um zwei Kilometer zu vollenden, und das Wetter stört sie dabei kein bisschen. Die 33-Jährige schwimmt mit einer Freundin zum dritten Mal im Nevigeser Bad: „In Wuppertal sind ja alle Bäder zu.“
Tobias aus Elberfeld gefällt die Anlage im Wallfahrtsort ohnehin besser: „Hier gibt es den Sprungturm, das Wellenbecken, und günstiger ist es auch“, sagt der 14-Jährige, der Freundin Helena und vier Kumpel zu seinem Geburtstag ins Freibad eingeladen hat.
Ihre Taschen haben die Teenager in einem überdachten Durchgang geparkt, um sie vor den immer wieder einsetzenden Schauern zu schützen, während sie durch das Wellenbecken toben. Die kleine Truppe stört sich auch keinen Deut am Regen. „Ist doch egal, ob man von oben nass wird“, meint der 14-jährige Mark fröhlich: „Wenn man im Wasser steht, ist man von unten eh nass!“