Die „Kugel“ macht nie wieder auf
Nach dem Brand in der Kult-Kneipe wagen die Betreiber einen Neuanfang im ehemaligen Anno Dazumal.
42 Jahre lang war der Gesellschaftsraum in der Gaststätte „Zur goldenen Kugel“ Schauplatz von Hochzeiten, Geburtstags- und Konfirmationsfeiern. Heute ist der Raum, in dem einst das Leben tobte, ein schwarzes Loch. An die lebendige Geschichte erinnert nur noch ein Klavier, das rußbedeckt im Raum steht. „Generationen haben hier gefeiert“, sagt Wirtin Anne Sitzler (65). Sie fühlt sich sichtlich unwohl in der ausgebrannten Höhle, die einmal die „Kugel“ war.
Die Kneipe erinnert sie nicht nur an den 21. Juli 2014 als das Gasthaus im Wohngebiet an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße nachmittags in Flammen stand, sondern auch an die finanzielle Ungewissheit der vergangenen sieben Monate.
Jetzt ist klar: Für Sitzler und Mitinhaber Matthias Kretschmann (44) geht es weiter — aber nicht an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße. „Die Goldene Kugel wird nie wieder öffnen“, sagt Kretschmann. Der Vermieter wolle die Räumlichkeiten in eine Wohnung oder Büros umwandeln.
Die „Kugel“-Betreiber sind jetzt an der Röntgenstraße zu finden, in der Gastronomie des Tennis-Clubs Ford, dem ehemaligen Anno Dazumal. Eingeweiht wurde das neue Lokal bereits an Karneval. Sitzler ließ eine schäumende Altweiber-Party steigen — in Anlehnung an die traditionellen Karnevalsfeiern in der „Kugel“.
Das war quasi die Vorpremiere. Die eigentliche Eröffnungsparty folgt an diesem Samstag ab 17 Uhr. Sitzler und Kretschmann hoffen, dass viele der damaligen Stammkunden der „Kugel“ auch den Weg zur neuen Kneipe finden, die noch keinen Namen hat. „Jetzt gilt auch die Ausrede nicht mehr, dass es bei uns ja keine Parkplätze gibt“, sagt Kretschmann in Anspielung an die prekäre Parksituation vor dem früheren Lokal.
Wichtig ist dem Mitinhaber: „Die neue Gastro ist für alle geöffnet, nicht nur für Mitglieder.“ Im Sommer soll durchgängig Betrieb sein. Im Garten plant Kretschmann auf der großen Terrasse zu grillen. Ein Spielplatz in Sichtweite ist der ideale Platz, um die Kinder eine kurze Zeit zu parken.
Jetzt sorgt die Kugel-Betreiber nur noch eins: die 60 000 Euro an Inventar-Schaden, die der Brand verursacht hat. Ein Versicherungsstreit um diese Summe läuft bis zum heutigen Tag.