Kolumne Brand im Wuppertaler Gewerbegebiet: Zu heiß zum Löschen

Brandinspektor Matthias Dietrich berichtet von seinem Alltag bei der Freiwilligen Feuerwehr in Wuppertal.

Brandinspektor Matthias Dietrich.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Als unser Löschzug in der vergangenen Woche um kurz vor 15 Uhr zum Brand in einem Gewerbebetrieb im Industriegebiet Otto-Hahn-Straße alarmiert wird, ist dies bereits der vierte Einsatz an diesem Tag. Um kurz nach Mitternacht sorgte das Feuer eines Lkw auf der Autobahn 1 in Höhe einer Autobahnbrücke in Langerfeld für einen stundenlangen Großeinsatz. In den frühen Morgenstunden folgte ein schwerer Verkehrsunfall im Bereich Werbsiepen, als ein staubedingtes Wendemanöver eines Pkw-Fahrers missglückte und dieser frontal mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenprallte. Anschließend erfolgte durch uns noch für mehrere Stunden eine Besetzung der Feuerwache der Berufsfeuerwehr, da deren Einsatzkräfte weiterhin auf der Autobahn im Rahmen der Bergung des ausgebrannten Lkw beschäftigt waren.

Meine Kameraden und ich konnten uns also nur eingeschränkt unserer beruflichen Tätigkeit widmen, bevor das laute Piepen des Funkmeldeempfängers den nächsten Alarm signalisierte. Wenige Augenblicke später rücken von unserem Löschzug das Erkundungsfahrzeug, das Hilfeleistungslöschfahrzeug und die Drehleiter zur Einsatzstelle aus. Ein weiteres Löschfahrzeug folgt mit einer kurzen Verzögerung. Aufgrund der Brandmeldung aus einem Gewerbebetrieb rücken gleichzeitig zusätzliche Kräfte von den Wachen der Berufsfeuerwehr aus und machen sich in Richtung Ronsdorf auf den Weg.

Gemeinsam mit einem Rettungswagen trifft unser Erkundungsfahrzeug als erstes an der Einsatzstelle ein. Die große Industriehalle eines metallverarbeitenden Betriebs ist deutlich wahrnehmbar verraucht. Aus einer Absaugeinrichtung schlagen Flammen. Unser Zugführer erkundet die Lage und vergewissert sich, dass alle Personen das Gebäude verlassen haben. Die betroffenen Betriebsangehörigen werden vom Rettungsdienst auf Anzeichen von Rauchgasvergiftung oder anderer Verletzungen untersucht.

Unser Zugführer lässt sich von einem Mitarbeiter des Betriebs in die betroffene Maschine einweisen. Es handelt sich um eine Härtemaschine, bei der sich die brennbaren Ablagerungen im Bereich der Absaugung entzündet haben. Glücklicherweise hat das Feuer bisher nicht auf weitere Gebäudebereiche übergegriffen.

Sämtliche Entrauchungsöffnungen in der Dachfläche sind aktiviert und sorgen dafür, dass die Rauchgase ins Freie abgeführt werden. Dies ermöglicht uns innerhalb der Halle hinreichende Sichtweiten und eine ausreichende Orientierung.

Nach dem Eintreffen unseres Hilfeleistungslöschfahrzeuges geht ein erster Trupp mit angeschlossenen Atemschutzgeräten und einer Löschwasserleitung in Richtung der brennenden Anlage vor. Auch ich rüste mich mit einem Atemschutzgerät aus und folge gemeinsam mit einem weiteren Kameraden kurz darauf in die verrauchte Halle.

Dort angekommen werden wir mit einem Problem konfrontiert: In der Absaugeinrichtung herrschen so große Temperaturen, dass hier nicht unmittelbar mit Wasser gelöscht werden darf. Bei besonders hohen Temperaturen ist zu befürchten, dass unser aufgebrachtes Löschwasser in die Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Wasserstoff stellt ein hochexplosives Gas und daher eine unkalkulierbare Gefährdung dar.

Aus diesem Grund führen wir die ersten Löschmaßnahmen mit den im Betrieb vorgehaltenen Pulverfeuerlöschern durch.  Diese sind in der Halle zum Glück reichlich vorhanden und werden von uns nun zusammengetragen. Inzwischen haben weitere Feuerwehrkräfte die Einsatzstelle erreicht. Die Drehleiter ist in Stellung gegangen und kontrolliert den Mündungsbereich der brennenden Absaugeinrichtung. Glücklicherweise hat sich das Feuer auch dort nicht weiterentwickelt.

Mit jedem Stoß aus den Pulverfeuerlöschern gelingt es uns, die Temperatur in der Abluftanlage zu reduzieren. Hierbei hinterlassen die Pulverwolken allerdings deutliche Spuren an unserer Einsatzkleidung. Nach etwa einer Stunde haben wir die Temperatur in der Absaugeinrichtung deutlich reduziert. Nunmehr herrschen hier akzeptable Temperaturen von 250 bis 350 °C. Mit diesen Betriebstemperaturen können wir die Anlage schließlich an den Betreiber übergeben.

Die mit Löschpulver verschmutzte Einsatzkleidung verpacken wir noch an der Einsatzstelle in Plastiksäcke. Damit vermeiden wir, dass das Pulver unsere Einsatzfahrzeuge kontaminiert. Nachdem wir auch unsere Schlauchleitungen zurückgenommen haben, verlassen wir nach knapp zwei Stunden die Einsatzstelle.