Die Vision vom „kleinen Paradies“
Was Architekt Hanns Mommersteegh auf dem Zauberberg realisieren möchte, sprengt alle Konventionen. Ein Einblick.
Wülfrath. Der Architekt Hanns Mommersteegh träumt seit 16 Jahren von einem Ort, an dem Menschen unter optimalen Bedingungen alt werden. Wo alle Generationen und Schichten vertreten sind, in einer Kommune mit Elektroautos, Wochenmarkt, Gemüsegärten auf den Dächern und Tempel im Wald. Der 62-Jährige will sein Konzept jetzt verwirklicht sehen, und zwar auf dem Zauberberg in Aprath.
Er gibt sich zuversichtlich: „Ich habe schon in 18 Ländern gearbeitet, aber so wie heute hat noch nie alles ineinander gegriffen.“ In der Nähe von Paris habe er schon einmal die Umsetzung versucht. „Eine alte Jugendsünde“, nennt er das Projekt heute, weil das Ergebnis ein Viertel für Reiche wurde. Das soll nicht noch einmal passieren. Hier ein kleiner Einblick in das Leben im geplanten Park Aprath:
Struktur „Die Seele des Projekts ist, dass alles ineinander greift“, sagt Mommersteegh. So sollen die geplanten Einrichtungen und Häuser alle miteinander in Verbindung stehen. Wer im „Medical Center“ einen Eingriff bekommen hat, übernachtet in dem Hotel der Anlage. Im Borgo, dem Wohnquartier des Parks, ist jedes Haus über einen Notfallknopf mit dem Medical-Center verbunden. Hier sollen sich zu erschwinglichen Preisen auch diejenige eine Mietwohnung leisten können, die Angehörige von Personen sind, die Pflege benötigen. Das könnte etwa der Ehemann sein, der in der Demenz-WG der Seniorenresidenz lebt oder die Tochter, die ihre Angststörung in der „Care Farm“ behandeln lässt, wo auf Tiertherapie mit Pferden, Hunden und Kühen gesetzt wird.
Verkehr „Autos bleiben bei uns im Untergrund“, erklärt Mommersteegh, der zeitweise in den Niederlanden lebt und sein Hauptbüro in Italien hat. Jeder Bewohner soll dafür kostenfrei über Car-Sharing ein Elektroauto nutzen können. Elektrische Busse sollen den „neuen Stadtteil“ besser an die Wülfrather City anbinden.
Arbeit Idealerweise leben Menschen, die im Park Aprath arbeiten, auch dort. Es gibt einen Arbeitspool. So soll den 260 geplanten Angestellten eine abwechslungsreiche Tätigkeit garantiert werden. „Der Chauffeur im Bus, kann nach ein paar Monaten sagen, dass er gerne mal als Gärtner arbeiten möchte. Da kann man tauschen“, sagt der Visionär. Abwechslung soll es auch in der Klinik geben, wo die Ärzte stundenweise ihre Praxisräume mieten sollen. Mommersteegh: „Wir werden bei uns nie einen leeren Raum haben.“
Freizeit Im Wohnquartier soll es der Möglichkeit nach keine Rollos geben. Gleichzeitig sind alle Fenster auf das Zentrum ausgerichtet, wo das Leben stattfinden soll. Dort gibt es Grillplätze und eine Freilichtbühne mit Programm für alle Altersschichten, wo auch Demenzkranke Theaterstücke aufführen könnten. Ein Kino befindet sich im Hotel, und auch an ein Gotteshaus hat Mommersteegh gedacht. „Wir sind aber multikulti“, sagt er, als sei der Park schon Wirklichkeit. Es soll „eine Kirche für alle Religionen“ sein. Dazu kommt ein Tempel im Wald. „Zur spirituellen Entfaltung.“
In sein „kleines Paradies“ möchten laut Mommersteegh bereits schon jetzt Menschen einziehen. Doch selbst wenn ab heute alles paradiesisch schnell geht, könnte ein Park Aprath nicht vor 2020 stehen.