„Wir wollen ein Stadtteil werden“
Klinik, Seniorenresidenz, Kita, Wochenmarkt: Ein Architekt erklärt die Vision einer Mini-Kommune auf dem Zauberberg.
Architekt Hanns Mommersteegh hat ohne Zweifel Großes vor auf dem Gelände der ehemaligen Klinik Aprath. Seit etwa einem Jahr arbeitet er für die aus der Versenkung aufgetauchte Unterdüssel GmbH an einer 90 Millionen Euro schweren Vision, die in einigen Jahren auf dem Zauberberg-Gelände Wirklichkeit werden soll. „Wir wollen ein Stadtteil von Wülfrath werden“, sagt er. „Park Aprath“ heißt das Projekt, das den Zauberberg wiederbeleben soll.
Die Dimensionen sind für Wülfrather Verhältnisse beeindruckend: 260 Arbeitsplätze sollen auf dem Berg entstehen, tagsüber sollen sich bis zu 3000 Menschen in dem „neuen Stadtteil“ tummeln können. Viele davon würden auch dort leben, denn Park Aprath ist nicht nur als Platz für Alte und Kranke konzipiert. „Wir wollen drei Generationen und drei Sozialniveaus miteinander verbinden“, sagt Mommersteegh. Auch architektonisch werde geschickt Neues mit Altem verknüpft.
Zehn Gebäude bestimmen die Planung. Die ehemalige Lungenklinik wird zur Park-Residenz Aprath, einer Senioreneinrichtung mit Wohnungen, Wellnessbereich und der Anbindung ans Medical Center. Die Privatklinik ist für die medizinische Versorgung aller Einrichtungen zuständig und soll 15 medizinische Disziplinen abdecken. Das Haus ist auf den Plänen durch eine kleine Brücke mit dem M&T Hotel Spa Aprath verbunden.
Die Nahversorgung wird gleich mitgebaut. Im Borgo Aprath, dem Quartier der Siedlung, sind rund 120 Wohnungen für Menschen mit Betreuungsbedarf vorgesehen. Hier möchte Hanns Mommersteegh echtes Stadtleben schaffen: „Zwei Mal die Woche machen wir einen Markt. Es gibt Cafés, Theater, Geschäfte, eine Kita und auf den Dächern wird Gemüse gezüchtet.“ Die Läden sollen jedoch keine Konkurrenz zu Wülfraths Innenstadt sein. Im Gegenteil, man wolle die Geschäftsinhaber möglichst auch in Aprath einbinden.
Ähnlich unkonventionell ist die Idee, im Pflegeheim Aprath (mit Demenz-WG) gratis Studenten wohnen zu lassen. „Die werden dafür als Ausgleich 30 Stunden im Monat die Senioren unterstützen“, sagt Mommersteegh. Ein Konzept aus den Niederlanden. Eine Care Farm, die auf Therapie mit Tieren wie Pferde, Hunde und Ziegen setzt, rundet das Angebot ab.
Wenn alles perfekt läuft, so Mommersteegh, könne man Anfang 2017 mit dem Bau beginnen, der dann drei Jahre dauern soll. An der Finanzierung wird noch gearbeitet. Der Architekt sagt: „40 Prozent der Betreiber haben wir schon gefunden.“ Vielleicht stehe am Ende eine Stiftung an der Spitze.
Die Unterdüssel GmbH hat sich bekanntlich schon einmal auf dem Zauberberg mit einem Klinik-Projekt versucht. Der Luxusbau wurde jedoch nie realisiert. Inzwischen wurde bei der Unterdüssel GmbH das Personal ausgetauscht, Geschäftsführer ist jetzt der Niederländer Leon Willemse.
Stadtplanerin Christiane Singh hält die Pläne für deutlich realistischer als die damaligen Luxus-Entwürfe. „Das ist ein tolles Projekt, die Ideen sind sehr positiv“, sagt sie. Singh weiß aber auch, dass noch viele Fragen zu klären sind und der Weg zur Realisierung lang sein wird.
„Zu schön um wahr zu sein“, das war eine der Reaktionen, die Mommersteegh bei seiner Präsentation in Wülfrath gehört hat. Er nahm’s als Kompliment.