Flüchtlingshilfe in Deutschland Flüchtlingshilfe hat die Nase voll
Die Ehrenamtler werden nicht mehr in die Unterkunft am Waldschlößchen gelassen. Nun gab es Ärger bei einer Spendenübergabe.
Neviges. Sie geben Flüchtlingen Deutschunterricht, sie spielen mit den Kindern, sie treiben Dolmetscher und Spenden auf — und sie haben Hallenverbot. Sechs ehrenamtlichen Helfer des „Projekts Waldschlößchens“ der Flüchtlingshilfe Velbert sind von der Situation frustriert. Soziologin Jenny Jäckel (34) berichtet: „Ich musste mich mit einer Mutter und ihrem Kind draußen im Regen treffen, weil ich nicht mehr in die Halle gelassen werde.“ Sie ist verzweifelt und überlegt, ihr Engagement einzustellen. „Man steht als Ehrenamtler vor immer mehr Hürden und Blockaden“, sagt sie.
Für die Stadt, die stellvertretend für die Bezirksregierung, die Landesunterkunft, in der derzeit 142 Menschen leben, ist die Situation eindeutig. Sprecher Hans-Joachim Blißenbach sagt: „Es dürfen nur die Ehrenamtler von DRK und des SOS-Teams in die Halle. Das ist so festgelegt worden.“ Auch DRK-Einsatzleiter Markus Seifert bestätigt: „Für den Rest ist die Halle absolut tabu.“ Das sei immer schon die Regel gewesen. Nur: „Da haben sich einige drüber hinweggesetzt.“
Gemeint ist wohl das Frauengrüppchen der Flüchtlingshilfe, die sich über Facebook zusammengefunden haben, um den Migranten in Velbert zu helfen. Jäckel überrascht diese harte Gangart, die ihrer Aussage nach erst seit ein bis zwei Wochen gilt. „Wir waren von Anfang an hier und durften auch in die Halle“, sagt sie. Für die Regelung führt die Stadt Sicherheitsgründe an. Flüchtlingsberaterin Doerte Frisch zeigt sich verwirrt: „Warum sollen die Flüchtlinge vor ihren Unterstützern geschützt werden? Das haben wir nicht verstanden.“
Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Halle am Waldschlößchen sind merklich gestiegen. Wer sich zu nah an dem Zaun aufhält, der inzwischen das Gebäude wie eine Festung abschottet, wird sofort vom Sicherheitsteam angesprochen. „Wir haben die Security auf Anraten der Polizei von vier auf sechs Personen erhöht“, berichtet Stadt-Sprecher Blißenbach.
„Kein Zutritt“ steht an dem Zaun. Die Ehrenamtler können nicht fassen, dass auch sie damit gemeint sind. Schließlich geben sie bisher fast täglich zwei Stunden Deutschunterricht. Dass dieser im DRK-Zelt und nicht in der Halle stattfinden muss, wird bei den jetzigen herbstlichen Temperaturen langsam zum Problem. Jäckel sagt: „Wir Helfer haben schon überlegt, ob wir den Deutschunterricht jetzt verweigern sollen. Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht.“
Stadt-Sprecher Blißenbach sagt: „Wir bitten um Verständnis, dass es im Moment für manche nicht immer so läuft, wie man sich das wünscht.“ Die Halle sei eine öffentliche Einrichtung und keine Privatwohnung. Ein Koordinator seitens der Stadt soll in Kürze die Fäden in der Hand halten, in ein bis zwei Wochen werde die Ausschreibung für vier Sozialarbeiter erfolgen.
Dass die Kommunikation zwischen Flüchtlingshilfe und Stadt derzeit aneinander vorbei läuft, wurde gestern deutlich. Da hatte Vereinssprecherin Dörte Frisch die Presse zu einer Spendenübergabe eingeladen. Die Troxler-Werkstätten, eine integrative Einrichtung aus Wuppertal, wollte eine Palette Schulhefte, Malstifte und Malblöcke im Flüchtlingsheim abliefern. Plötzlich geriet Frisch mit dem Hausmeister aneinander: Kein Zutritt zum Lagerraum. Die Helferin fiel aus allen Wolken, telefonierte hektisch mit ihrem Ansprechpartner der Stadt. Am Ende durften die Materialien doch eingelagert werden. Für wie lange, ist unklar. Hans-Joachim Blißenbach aus der Stadtverwaltung sagt: „Eine Zusage für die Raumnutzung hat es nie gegeben.“