Diskussion zur Energiewende: Öko gibt’s nicht zum Nulltarif

Ohne Investitionen — auch des Einzelnen — wird es keine Energiewende geben. Das wurde bei der Diskussion deutlich, zu der die CDU eingeladen hatte.

Neviges. Marc Kammann lächelt: „Seit heute Morgen um 10 Uhr sind wir dauerhaft am Netz.“ Bis zu 800 Kilowatt können die drei Rotorblätter des Windrads E 53 mit ihrem Durchmesser von 52,9 Metern an Leistung nun produzieren — viel zu viel für den Eigenbedarf des Landwirts auf dem Velberter Norden: „So eine Menge Strom kann ich alleine gar nicht verbrauchen.“

Daher speist Marc Kammann den Strom ins Netz ein. Er ist jetzt quasi Energieunternehmer und damit ein perfektes Beispiel für den Umstieg auf Erneuerbare Energien in Deutschland. Seit dem Atomunglück im japanischen Fukushima wird in der Bundesrepublik über die Energiewende diskutiert. Raus aus der Atomkraft, rein in Erneuerbare Energieträger — da sind sich die Politiker parteiübergreifend einig.

Wie teuer die Energiewende für Verbraucher genau wird, ist bislang jedoch unklar. Der Stadtverband der CDU Velbert und der CDU-Landtagsabgeordnete Marc Ratajczak hatten daher Experten zu einer Podiumsdiskussion in die Räume der Stadtwerke eingeladen, um mit ihnen über diese Frage zu diskutieren.

„Der Standort passt doch sehr gut“, findet Marc Ratajczak, immerhin sind die Stadtwerke nicht nur der lokale Energieversorger, sondern betreiben auf ihrem Dach auch eine eigene Photovoltaikanlage. Die ist zwar im Vergleich zu Windrädern weniger effizient, für die Stadtwerke jedoch eine gute Möglichkeit, um schnell den Ausbau Erneuerbarer Energien durch den eigenen Ökostromtarif umzusetzen. „Wir wollten zunächst mal ein Angebot haben für interessierte Kunden“, sagt Vertriebschef Kai Birkner von den Stadtwerken und verspricht: „Wenn das Interesse irgendwann entsprechend groß ist, werden wir uns auch mit größeren Investitionen, wie etwa der Windkraft, beschäftigen.“

Für sein knapp 100 Meter großes Windrad hätte Marc Kammann insgesamt 1,4 Millionen Euro investieren müssen. „Das wollte ich damals nicht selber aufbringen, das war mir zu viel Risiko“, sagt der Landwirt. Daher musste ein Investor gefunden werden. Heute bereut Kammann seine Entscheidung, denn mit Windrädern kann viel Geld verdient werden. Fünf gibt es inzwischen in Velbert. Um den kompletten Energiebedarf der Stadt zu decken wären allerdings mehr als 60 Anlagen nötig. Da diese Anzahl wohl kaum zu erreichen sein wird, bedarf es anderer Maßnahmen, um die Umwelt zu schonen. Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, plädiert vor allem für einen geringeren Energieverbrauch: „Ein durchschnittlicher Haushalt kann ohne großen Komfortverlust 15 bis 20 Prozent Energie einsparen“, sagt er. Gerade viele ältere Kühlschränke seien richtige „Energieschlucker“.

Argumente, denen nicht jeder folgen will: Das wichtigste sei günstiger Strom, fordert der Heiligenhauser Helmuth Schmale: „Wenn die Temperaturen hochgehen, will ich auch weiterhin eine Klimaanlage benutzen.“