Dringend Vorsitzender gesucht
Nevigeser Vereine finden kaum neue Strippenzieher. Bei den Schlossförderern würde Peter Egen gerne sein Amt abgeben.
Neviges. Eigentlich hat Peter Egen schon seit Längerem keine Lust mehr. Der Vorsitzende des Fördervereins der Freunde und Förderer des Schlosses Hardenberg sagt: „Wenn ich könnte, würde ich meinen Posten von einem auf den anderen Tag abgeben.“ Aber: Den Förderverein plagt die gleiche Not wie viele andere Nevigeser Vereine auch, denn es findet sich kein Nachfolger für das höchste Amt. Egen, Chef von rund 100 Freunden und Förderern, kennt das Hauptargument: keine Zeit.
„Für ein Projekt haben die Leute Zeit, aber keiner will dauerhaft Verantwortung übernehmen“, so die Erfahrung des 79-Jährigen. Grund dafür sei, dass heutzutage gerade die jüngeren Menschen beruflich und familiär stärker gefordert sind. Egen könne es den Bürgern auch kaum verdenken, sich nicht in der Weise engagieren zu wollen, wie er es derzeit noch tut, sagt er.
Der Fördervereinsvorsitzende hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm die Stadtverwaltung seiner Meinung nach eher Steine in den Weg legt, als ihm bei der Verwirklichung seiner Ideen zu helfen: „Ich kämpfe pausenlos gegen Windmühlen.“ Er glaubt, dass viele Vereinsmitglieder ähnlich enttäuscht sind von den äußeren Widerständen: „Wir arbeiten für die Stadt Velbert ohne Lohn und Anerkennung zu kriegen.“
Ähnliche Gefühle hegt auch Thomas Stockter, erster Vorsitzender des Nevigeser Turnvereins, der sich am kommenden Freitag noch einmal zur Wahl aufstellen wird. „Ich habe lange überlegt, ob ich weitermachen soll“, sagt er.
Peter Egen, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Schlosses Hardenberg
Das vergangene Jahr sei durch die schwierige Situation mit den weggefallenen Sporthallen hart gewesen. „Das hat eine Belastung geschaffen, die weit über das normale Ehrenamt hinausgeht“, berichtet er. „Das Ehrenamt ist zum Fulltime-Job geworden.“ Doch auch beim NTV sieht es nicht anders aus als beim Förderverein: Es gibt keinen Nachfolger für Stockter. Die zweite Vorsitzende Britta Kunze habe bereits signalisiert, den vordersten Posten nicht übernehmen zu wollen. Und unter diesen Vorzeichen möchte Stockter den Verein nicht im Stich lassen.
Beim Bürgerverein Hardenberg-Neviges ergab sich im März 2015 eine andere Situation. Der erste Vorsitzende Robert Kilian konnte aus beruflichen Gründen gar nicht anders, als kurzfristig zurückzutreten. Hier ist eingetreten, was Förderverein und NTV fürchten: Bis zum heutigen Tag gibt es keinen Nachfolger für Kilian. Mit etwas Abstand sieht der Nevigeser heute aber, dass ihm die Entwicklung persönlich sogar gut getan hat. „Die Arbeit hat mir immer Freude gemacht, aber jetzt genieße ich es auch, endlich mal nach Hause zu kommen und über nichts mehr nachdenken zu müssen.“
Mehr als 13 Jahre stand Kilian in der ersten Reihe beim fusionierten Bürgerverein und davor bei den Hardenbergern. Auch Peter Egen hat ähnlich viele Jahre auf seinem Konto. „Müde“ sei er geworden, gibt er zu. Die Fackelübergabe, sie steht bei vielen Nevigeser Vereinen dringend bevor. Hält niemand die Flamme am Leben, wird sie erlöschen.