Sprachkünstler treten in Evis Bistro beim Poetry Slam zum Wettstreit an
Auf der Kellerbühne zeigt sich, wer wie wortgewandt ist.
Wülfrath. Die vereinigten Einschaltverweigerer der allerbesten Sendezeit trafen sich in Evis Bistro. Sonntagabend ist in Deutschland zwar eigentlich Tatort-Zeit. Doch wer sich weniger per Gruselschock als vielmehr durch Wortblitze durchzucken lassen mochte, war beim Poetry Slam goldrichtig. Als „Die große Jubiläumsshow“ kündigte Slam-Master Jan-Arndt Schmidt das Treiben an. Zum fünften Mal traten Sprachkünstler auf der Kellerbühne zum Wettstreit an.
Schmidt hat innerhalb kürzester Zeit einen rätselreichen Mythos erschaffen. Wie kommt der Schmidt aus der Ministadt Hilchenbach dazu, in Wülfrath diesen Dichterstreit anzuzetteln? Und wie schafft es dieser Siegerländer nur, die handverlesensten Sprachkünstler zur gleichen Zeit am gleichen Ort in Evis Bistro an der Wilhelmstraße zu versammeln? Mit knapp 100 Hörern war es zwar nicht ganz so reißend gefüllt wie sonst, doch die Gewölbeatmosphäre flirrte erneut. Unbestritten verdienter Sieger dieser Ausgabe wurde der Wahl-Münchner Philipp Scharri, der in der zweiten von drei Runden sechs ruhmgefüllte Minuten schierer Perfektion performte und damit erstmals in der Wülfrather Slam-Geschichte die Höchstnote von 50 Punkten erreichte.
Er fing ganz langsam an, erklärte dann die Krise der Religionen und erging sich schließlich in einem erotik-poetischen Höhepunkt. Luca Swieter hatte sich neben Scharri ins Finalduell gekämpft. Vor dem Entscheidungsvortrag schüttelte sie angriffslustig ihre Löwenmähne und säuselte einen herzblutenden Abgesang auf ihre piefige Heimatstadt. Florian Cieslik, dessen persönliche Herkunft über die gesamte Strecke im Unklaren blieb, verdeutlichte in seinen Beiträgen über den Griechen-Slamer Prometheus den Ursprung der Slam-Poesie in der Tradition der klassischen Weisen. Schildhauer, den der kurzrasierte Moderator Schmidt wegen frappierender Brillengleichheit „Ich mit Frisur“ nannte, zeigte die zweite Urmutter, die Popkultur, mit seinem bösen Bekenntnis zum Ballerspiel.