Sie hilft verschuldeten Wülfrathern
Dagmar Peetz arbeitet seit 25 Jahren bei der Schuldnerberatung in der Kalkstadt und hat inzwischen mehr als 1000 Klienten geholfen.
Wülfrath. Zu Zeiten, in denen Kreditkarten leicht zu bekommen sind und der Online-Handel Einkäufe per Mausklick möglich macht, ist Dagmar Peetz besonders gefragt. Seit 25 Jahren ist die Schuldnerberaterin in Wülfrath aktiv und hat in dieser Zeit mehr als 1000 Klienten geholfen, denen irgendwann ihre finanzielle Situation über den Kopf gewachsen ist. „Mein Beruf ist ein junger Beruf“, weiß die 60-Jährige. Dispo-Kredite auf dem Girokonto und der Versandhandel haben die Schuldnerberatung seit den 70er Jahren erst nötig werden lassen. Peetz: „Die Versuchungen gab es zwar schon immer, aber jetzt nehmen sie andere Formen an.“
Viele ihrer Klienten, oftmals aus sozial schwächeren Strukturen, haben durch EC- und Kreditkartenzahlungen das Verhältnis zum Geld verloren. „Das ist für viele nur noch eine Zahl auf dem Papier“, sagt Peetz. Doch diese kleinen gedruckten Zahlen haben manchmal Auswirkungen auf ein ganzes Leben. Auch wenn Verschuldung manchmal harmlos anfängt. Die Wülfratherin kennt Fälle, da haben kleinste Beträge von elf Euro, die nie beglichen wurden, am Ende zu Forderungen von 400 Euro geführt. Irgendwann kommen die Mahnungen — doch auch die kann man ignorieren. Manchmal kommen Menschen zu Peetz, die ihr Einkaufstüten voller ungeöffneter Rechnungen und Mahnschreiben auf den Tisch legen. „Die öffnen wir dann gemeinsam“, sagt die Schuldnerberatung. Es sei wichtig, dass sich die Betroffenen mit der Situation auseinandersetzen.
Anschließend versucht Peetz, den größtenteils durch die Schulden psychisch belasteten Menschen eine Struktur zu geben und rechnet aus, wie viel Geld ihrem Gegenüber eigentlich zum Leben bleibt. Denn das sei oft das Problem: „Manche Leute rechnen gar nicht.“ Deshalb glaubt Peetz auch, dass der Umgang mit Geld eigentlich in der Schule zu einem festen Fach werden sollte. Oftmals offenbart sich nämlich für die Menschen erst durch die Beraterin, wie es um ihre Finanzen eigentlich steht.
So zeigt sich etwa, dass die Hälfte des frei verfügbaren Geldes allein für Zigaretten draufgeht oder dass die Miete der Wohnung zu teuer ist, um jemals den Weg aus den Schulden zu erlauben. Am Ende gehen die Schuldner mit vier Umschlägen nach Hause, in denen sich Geld befindet — einen für jede Woche.
Den meisten kann Peetz helfen. 2015 betreute sie 134 Menschen, von denen nur zehn die Beratung abbrachen. „Das sind dann meisten diejenigen, die aus dem Suchtbereich kommen“, sagt Dagmar Peetz. Voraussetzung, um bei ihr zum Erfolg zu kommen, ist eine gesunde Psyche. Drogen- oder Kaufsüchtige müssen erst in Behandlung, bevor sie bei der Wülfratherin lernen, wie sie mit eigener Kraft ihr Leben wieder in den Griff bekommen können. Peetz sagt: „Ich bin ein optimistischer Mensch und das muss ich auch in meinem Beruf sein.“ Viele andere Schuldnerberater kommen aus der Sozialarbeit, sie war eigentlich im gehobenen Dienst bei der Verwaltung tätig und bog von dort aus in diesen Seitenbereich ab. Sie weiß heute, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat: „Mir macht meine Arbeit Spaß.“ Für sie sei es der schönste Lohn, wenn Kunden am Ende eines Gesprächs das Gefühl haben, leichter zu sein. Die Schulden sind vielleicht zunächst noch da, aber die Last ist weg.