Ein echtes Fest für alle Leseratten
Von Romanen über Kochbücher bis zur medizinischen Fachliteratur gab es alles in Langenberg.
Velbert. „Die Langenberger sind treu, die lassen sich vom Regen nicht vertreiben“, lobt Leo Bosten das Publikum des Büchermarktes, der gestern auf dem Froweinplatz bei einem Gewitter begann. „So lange der Regen nur von oben kommt, wird nichts nass“, versicherte der Antiquar aus Viersen, der viele Büchermärkte beschickt, unter anderem in Belgien und Luxemburg.
„Die Sprache ist kein Problem, viele Menschen dort können deutsch. Bei Büchern über Kunst und Architektur steht weniger die Sprache, sondern vor allem die Qualität im Mittelpunkt.“ Weil die Kunden Wert auf einen recht guten Zustand der Bücher legen, schaut der Händler bim Ankauf genau hin: „Wenn sich nicht gerade um sehr seltene Exemplare handelt, fliegen zerfledderte Bücher in den Papiercontainer - das tut dann schon weh“, räumt der Fachmann für alte Bücher ein.
Häufig sind es Privatpersonen, die ihm ganze Büchersammlungen anbieten. „Wenn ein Partner verstorben ist, bekomme ich viele Angebote.“ Bernhard Hamacher betreibt in der Düsseldorfer Friedrichstadt ein Antiquariat und kommt seit Jahren gerne nach Langenberg. „Die Atmosphäre ist toll, man kommt mit den Menschen ins Gespräch und man kann sich mit dem Kollegen austauschen.“ In seinem Sortiment hat der Düsseldorfer Bücher, die für Geschichts- und Ahnenforscher interessant sind, wie die „Statistische Darstellung des Kreis Solingen“ von 1832 oder ein Adressbuch von Rheinland und Westfalen aus dem gleichen Zeitraum. Hans-Heinrich Decker wurde nicht fündig: „Ich suche alles, was in Königsberg zu Papier gebracht wurde. Meine Vorfahren stammen aus Ostpreußen. Seit 1968 sammle ich alles zu diesem Thema.“ Ralf Dreher hielt Ausschau nach der großen Brandenburger Fontane-Ausgabe. „Nur die ist zitierfähig“, hat sich der Langenberger von seiner Frau, einer Germanistin, sagen lassen. Bärbel Averesch suchte mit ihren Töchtern nur nach Kinderbüchern. Die neunjährige Luca-Marie wurde fündig: Sie erwarb von ihrem Taschengeld einen Band aus der Reihe „Die drei Fragezeichen“. Einem jungen Mann, der heute Gäste bekochen möchte, konnte geholfen werden. „Ich haben ihm günstig ein Pasta-Kochbuch verkauft“, freute sich May-Britt Czub, die für den Soroptimist-Club Heiligenhaus-Velbert Bücher für einen guten Zweck veräußert. Der vor drei Jahren gegründete Service-Club für Frauen unterstützt mit dem Erlös den Velberter Verein „Hilfe für Kinder“. Nebenan verkaufte der Verein der Freunde und Förderer des Bürgerhauses alte Pfeifen aus der großen Konzertorgel. „Wir sind froh, dass die Orgel funktioniert, aber es gibt immer Reparaturbedarf an dem Instrument“, weiß Ursula Colsman.
Isolde Marx, die Vorsitzende des Vereins Bücherstadt Langenberg, war zufrieden, dass wieder so viele nette Kunden kamen. „Wir haben Werbung in den Regionen gemacht, aus denen man Langenberg innerhalb einer Stunde erreichen kann. Das sind 10 Millionen Menschen.“ Das Angebot kommt gut an. „Der Froweinplatz ist schon fast zu klein, wir überlegen, ob wir demnächst die Altstadt mit einbeziehen.“