Ein ganz entspannter Bürgermeister

Der elfjährige Fin war erster Mann in Kids Town. Gestern traf er auf seinen „echten Amtskollegen“ Wolfgang Preuss.

Foto: D. Janicki

„Ziemlich entspannt“ ist sein Job als Bürgermeister. „Meistens tue ich Gutes für die Gemeinschaft. Aber oft ist auch Zeit, Fußball spielen zu gehen.“ So locker umschreibt natürlich nicht Wolfgang Preuss seine Aufgaben als stellvertretender Stadtchef Wülfraths seinen ganz normalen Arbeitstag. Sondern Fin. Der Elfjährige war bis gestern erster Mann in Kids Town. Zum Abschluss dieses Ferienspaßes, der im Kinder- und Jugendhaus an der Schulstraße stattfand, kam es nun zum gemütlichen Schnack zwischen den beiden Stadtchefs.

Bei Keksen und Limonade trafen sie sich im großen Sitzungssaal des Rathauses. Für Fin übrigens kein Neuland. „Ich bin schon seit vier Jahren immer bei Kids Town dabei. Und im vergangenen Jahr war ich bereits Bürgermeister.“ Damals begegnete er zum Abschluss Claudia Panke, Bürgermeisterin. Sehr entspannt ließen Fin, seine Stellvertreterin Mia sowie die Kids-Town-Ratsmitglieder Lukas, Lenja, Christian & Co. ihre Zeit im selbst konzeptionierten Utopia Revue passieren. „Hallo Bürgermeister! Was steht heute an?“, sei eine übliche Begrüßung gewesen. Und dann wurde gearbeitet. Mal Holz gehackt, mal das Straßennetz erweitert, eine Schicht bei der Polizei absolviert oder im stadteigenen Restaurant Obstsalat zubereitet. Derlei Aktivitäten wurden honoriert, mit einer eigenen Währung namens „Townies“. Dieses Geldmittel war natürlich selbst hergestellt worden, in schönen Farben wie Grün, Pink, Orange und Blau. Und konnte investiert werden, zum Beispiel für kerngesunde Smoothies. „Wir haben richtig gelernt, mit Geld umzugehen“, gaben Lukas und Lenja zu Protokoll.

Als es in demokratischer Abstimmung beispielsweise darum ging, was aus dem Vermögen von 75 Townies zum Wohle aller angeschafft werden sollte, wurden zunächst Ideen gesammelt. Ein Trampolin stand oben auf der Wunschliste.

„Das war aber viel zu teuer“, sagte Fin. Anstelle dessen wurde ein Smoothie-Mixer angeschafft. „Aber nicht so ein billiges chinesisches Fabrikat, das nach zwei Mal benutzen kaputt ist“, erklärte der Kinderbürgermeister eine nachhaltige Anschaffung guter Qualität. „Geld für zwei Spiele hatten wir auch noch.“

Von solchem Geldsegen kann Wolfgang Wilhelm Preuss — dass der Mann „Wilhelm“ mit Zweitnamen heißt, verriet er den Kindern während der Plauderstunde — nur träumen.

Anschaffungen aus dem sportlichen Sektor stehen durchaus für die Stadt an, bei den Projekten „In den Banden“ sowie der Umgestaltung des Quartiers Rohdenhaus sollen derlei Freizeitmöglichkeiten mit verplant werden. Aber anders als in Kids Town liegt im echten Wülfrath das Geld leider nicht sprichwörtlich auf der Straße. „Kids Town“, so resümierten Fin und Mia, „war eine sehr faire Stadt“. Schön sei es dort gewesen, zumal die Bürger „immer sehr nett zu mir als Bürgermeister waren. Ich hatte viele Vorteile.“ Missmut gab es nur bei einer Diebstahlserie, Townies wurden geklaut und dem Vernehmen nach sollen sogar Polizisten ihre Finger im betrügerischen Spiel gehabt haben. Natürlich konnten die Übeltäter dingfest gemacht werden.

Nun ist dieser Ferienspaß vorbei. Als engagierte Jung-Bürger hatten sie noch Anregungen für den etablierten Kollegen. Lukas ist für weniger Hundekot und mehr Sauberkeit im Park, Lenja wünscht sich rücksichtsvollere Autofahrer am Flehenberg, auch an der Mühlenstraße muss das Tempolimit besser beachtet werden. Fin wollte wissen, ob in Rohdenhaus der abgerissene Bolzplatz durch einen neuen ersetzt wird. „Wir sind gerade dabei, Ideen zu sammeln“, sagte Angela Sprink, Leiterin des Jugendhauses und mit dieser Aufgabe betraut. „Ganz viele Kleinigkeiten müssen wie bei einem Puzzle zusammen passen.“