Velbert Ein „Reißverschluss“ für die Pendlerströme

Velbert. · Neuartiges System gibt jetzt Fahrstreifen auf der Autobahn je nach Bedarf frei. NRW-Verkehrsminister überzeugte sich vor Ort.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst schaut zu, wie der neuartige „Road Zipper“ auf der A 535 die beiden Fahrstreifen in Richtung Wuppertal auf einen verengt und gleichzeitig zwei Streifen in Richtung Velbert und Essen schafft.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Autofahrer werden auf der A 535 zwischen den Anschlussstellen Tönisheide und Velbert-Mitte in den kommenden Jahren ein einzigartiges Gerät erleben: das „Quick Change Barrier-/Road-Zipper-System“, kurz „Road Zipper“. An allen Werktagen kommt das gelbe, blinkende Ungetüm zweimal zum Einsatz. Die Kraftfahrer werden angehalten, das Tempo auf 40 Stundenkilometer zu drosseln. In Schrittgeschwindigkeit versetzt der „Zipper“ die Betonabsperrelemente auf einer Länge von 800 Metern von der einen zu anderen Seite: Morgens gibt es zwei Fahrspuren Richtung Wuppertal/Düsseldorf, nachmittags zwei in der Gegenrichtung nach Velbert und Essen.

Das große Fahrzeug versetzt die Betonabsperrelemente, das Ganze hat etwas von einem Reißverschluss. Seit Dezember ist dieses System auf einer Autobahnbaustelle in Bayern in Betrieb und eben jetzt im Niederbergischen. Am Dienstag kam Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) auf die Autobahn, um die aus den USA stammende Innovation in Augenschein zu nehmen. „Das System entlastet die Pendler, weil dadurch die Fahrstreifen so zur Verfügung stehen, wie sie gerade gebraucht werden. Wir nutzen die Technik, um den Verkehr während der Bauzeit möglichst flüssig zu halten. Das kostet uns zwei Millionen Euro, aber wir brauchen keine Leute raus zu schicken, die Baken verstellen. Es ist also weniger personalintensiv und weniger gefährlich“, zeigte sich der Minister zufrieden.

Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin von Straßen NRW, rechtfertigt die Mehrkosten für den Landesbetrieb: „Der volkswirtschaftliche Nutzen ist wesentlich höher, weil das Staurisiko deutlich verringert wird.“ Am Dienstag kam es jedenfalls noch zu Staus, viele Autofahrer waren offensichtlich irritiert, einige Brummifahrer trauten sich nicht, ihre Lastzüge an dem „Zipper“ vorbeizuziehen.

„Die A 535 ist keine Durchgangsautobahn, sondern eine Pendlerstrecke, die Nutzer fahren hier jeden Tag werden sich an die Verhältnisse gewöhnen“, ist sich die Straßenbaudirektorin sicher, die immer mit Bauunternehmen in Verbindung steht, sich über Neuerungen informiert und so auf dieses System gestoßen ist, das von einer niederländischen Firma angeboten wird.

Hintergrund der Baustelle ist die Tatsache, dass die Brücke „Am Putschenholz“ erneuert werden muss. Was heute eine Autobahn ist, wurde in den 70er Jahren als Bundesstraße 224 gebaut. Die wurde für weniger Verkehr als heute ausgelegt, die Fahrbahn hat nur eine nutzbare Breite von zehn Metern je Fahrrichtung.

Eine Behelfsbrücke hätte
enorme Kosten verursacht

„Der Platz auf jeder Brückenbreite lässt deshalb nur drei Fahrstreifen zu“, weiß Joachim von Bebber, Leiter der NRW-Autobahnniederlassung Krefeld und klärt über mögliche Alternativen auf: „Eine Behelfsbrücke hätte enorme Kosten verursacht, Eingriffe in die seitlichen Böschungen wären notwendig geworden, das wäre alles nicht ohne ein Planfeststellungsverfahren gegangen.“

In 14 Monaten ist das westliche Teilstück der neuen Autobahnbrücke fertig, dann wird darüber der Verkehr rollen, ebenfalls auf drei Fahrstreifen, geregelt durch denn „Zipper“. „Theoretisch wären auf der dann breiteren Fahrbahn vier Fahrspuren möglich, aber der Zulauf ist zu eng“, begründet der Fachmann, warum das System in den kommenden zweieinhalb Jahren bis zur völligen Fertigstellung der kleinen Talbrücke im Einsatz bleiben wird. Jetzt beginnen die Vorbereitungen für den Brückenabriss. „Der wird wahrscheinlich am zweiten Wochenende nach Ostern passieren“, kündigt Projektleiter Erdal Zorlu an. „Die Schmalenhofer Straße wird für zwei Tage komplett gesperrt, Bagger mit Greifzangen werden die Brücke von 1974 zerkleinern. Anschließend können die Bohrpfähle für die Fundamente gesetzt werden.“