„Eine Moschee ist ein Motor der Integration“
Diskussion mit Thomas Kufen, dem NRW-Integrationsbeauftragten.
Wülfrath. "Wir treffen uns, um einander kennen zu lernen", so hatte Hayrettin Kahraman die Diskussionsrunde erklärt, die am Donnerstagabend in der Wülfrather Moschee stattfand. Der Vorsitzende des Islamischen Vereins Wülfrath begrüßte vor allem jene Besucher, die das Begegnungszentrum noch nicht von innen gesehen hatten. "Es ist mehr als ein Gebäude des Glaubens."
Der Islamische Verein, gegründet 1981, sei nur eine von vielen internationalen Gruppen, die die Moschee nutzten. Auch Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff genoss die anfängliche gemütliche Atmosphäre und amüsierte sich mit Initiator Thomas Görtz (CDU), dem designierten Bürgermeister-Kandidaten, über die "Sockenfrage". Zur Erinnerung: Muslimische Gebetsräume dürfen mit Schuhen nicht betreten werden.
Die Diskussion mit dem Titel "Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Integration" eröffnete Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes Nordrhein-Westfalen, mit einem Vortrag. Wer ein Haus - in diesem Falle eine Moschee - baue, der habe den Willen zu bleiben, Teil von etwas zu werden, machte Kufen klar. Während er vom Rednerpult sprach, das mit der türkischen und der deutschen Flagge dekoriert war, servierten jugendliche Moscheebesucher Tee.
Thomas Kufen
Eine Moschee sei ein Motor der Integration, sagte Kufen. "In letzter Zeit wurde oft über jugendliche Gewalttäter debattiert. Aber natürlich lehnen ausländische Mitbürger diese Gewalt ebenso ab wie die Deutschen", machte Kufen auf Gemeinsamkeiten aufmerksam. Traurige Ähnlichkeit wiesen Kinder aus deutscher und ausländischer Abstammung besonders auf: Sie beherrschen die deutsche Sprache nicht ausreichend. "Die Sprache ist die wichtigste Grundlage der Integration", betonte Kufen.
Moderiert vom Ratinger Integrationsexperten Franz Naber, diskutierten die Anwesenden dann über die Umsetzung in Wülfrath. "Bei den Jugendlichen klappt die Integration schon sehr gut", wusste Hakan Bakirci. Der Jugendliche arbeitet seit Jahren im Jugendhaus und hat Erfahrungen mit beiden Kulturen gemacht.
"Da könnten die Erwachsenen einiges lernen." Und auch Irene Claas, Ausländerbeauftragte der Stadt Wülfrath, zeichnete ein positives Bild der Kalkstadt-Integration. "Vor 22 Jahren hatten wir mit Einzelberatungen viel zu tun. Inzwischen können wir in Gruppenprojekten viele Betroffene ansprechen." So hob sie zum Beispiel die Arbeit einer Fördergruppe für Mütter und Vorschulkinder hervor.
Gastredner der Diskussion war auch Mustafa Üstün vom türkischen Generalkonsulat in Düsseldorf. "Veranstaltungen wie die heutige treiben die Integration weiter voran", ließ er sich von Hayrettin Kahraman übersetzen. Man wolle den Deutschen die Chance geben, Vorurteile abzubauen.
Dass dies nicht immer so erfolgreich funktioniert, kritisierten Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes und des Seniorenrates. "Wir wollen uns mit den türkischen Mitbürgern austauschen, aber sie reagieren nicht auf unsere Einladungen", bedauerte Gertrud Brüggemann, Vorsitzende des Seniorenrates.
Teilweise warten also beide Seiten auf die Annäherung des anderen, verdeutlichte Moderator Naber, teilweise fügten sich die Migrantengruppen nahtlos in Planung und Umsetzung von Veranstaltungen ein, wie Irene Claas bestätigte.
Am Ende der Gesprächsrunde zog Initiator Görtz sein Resumee. "Für die Benennung konkreter Probleme ist es sicherlich noch zu früh, aber die Resonanz der Runde ist erfreulich." Hier war er mit dem Vorsitzenden des Islamischen Vereins einer Meinung. Kahraman: "Solche Veranstaltungen sollte es öfter geben."