Wülfrath Einsatzberichte schockieren Schüler

Wülfrath · Mit dem Projekt „Crash Kurs NRW“ soll Jugendlichen die Gefahr eines Verkehrsunfalls auf emotionale Weise vermittelt werden.

 Die Redner bei den Veranstaltungen konfrontieren die Zuhörer mit der harten Realität.

Die Redner bei den Veranstaltungen konfrontieren die Zuhörer mit der harten Realität.

Foto: ja/Lothar Strücken

. Rasante Fahrten, mutige Manöver und überschätztes Tempo. Fahranfänger machen zwar nur einen geringen Anteil im Straßenverkehr aus, können aber gefährliche Unfälle verursachen. Um die Jugendlichen für die Gefahr zu sensibilisieren, hat die Verkehrsunfallprävention des Kreises Mettmann bereits 2012 das Projekt „Crash Kurs NRW“ ins Leben gerufen. „Wir haben gemerkt, dass wir mit Verboten und Regeln bei den Fahranfängern nicht weit kommen“, stellt Karsten Ingenhoven, Leiter der Verkehrsunfallprävention der Kreispolizei Mettmann, fest. Gemeinsam mit seinem fünfköpfigen Team setzt er daher auf Emotionen und vermittelt Jugendlichen die Gefahr, an einem Unfall beteiligt zu sein, auf realistische Weise.

Am vergangenen Freitag wurde der Oberstufe des Gymnasiums Wülfrath die Erfahrung des „Crash Kurs NRW“ zuteil. Rund 300 Schüler sowie Lehrer folgten der Einladung der Präventionsstelle in das Paul-Ludowigs-Haus. Zu Besuch waren ebenso ein Notarzt, eine Polizeibeamten sowie ein Notfallseelsorger und ein Notfallsanitäter. Während der knapp einstündigen Präsentation schilderte jeder der vier Besucher seine ganz persönlichen Erfahrungen bei einem Unfall, der in bleibender Erinnerung geblieben war. So erinnerte sich die Polizeibeamtin an eine Silvesternacht. „Wir haben um halb eins die Nachricht der Leitstelle erhalten, dass wir zu einem Verkehrsunfall mit Personenschaden fahren sollen“, stellte die Beamtin fest, die ein Feld der Verwüstung vorfand. Fünf junge Männer waren in dem Unfall verwickelt. Das Fahrzeug geriet bei einem Streit außer Kontrolle und überschlug sich. Ergebnis: Zwei Männer mussten stationär behandelt werden, drei Beteiligte kamen mit einer leichten Verletzung und dem Schrecken davon.

Weiter ging es mit der Erinnerung des 36-jährigen Notfallsanitäters, der an einem Donnerstagmorgen im Januar gemeinsam mit seinen Kollegen zu einer Einsatzstelle gerufen wurde. Glimpflich ging dieser Unfall leider nicht aus – der junge Fahrer konnte nur noch tot geborgen werden. „Er hat sich mit einem Kollegen ein Rennen zur Arbeitsstelle geliefert und verlor die Kontrolle über das Fahrzeug“, sagte der Notfallsanitäter. Der Tote hinterlässt Frau und Kind.

Tödlich ging auch der Unfall aus, der sich in Erkrath-Hochdahl vor einigen Jahren ereignete. „Ein Unfall, der nicht hätte passieren müssen. Der Fahrer stand unter Alkoholeinfluss“, berichtete der anwesende Notarzt und schilderte die Bergung des Verstorbenen für die Schüler im Detail. „Der Kopf des jungen Mannes war so verdreht, wie ihr ihn nicht verdrehen könnt.“

Bereits nach den ersten Berichten herrschte Stille im Veranstaltungssaal. Sichtlicht bedrückt folgten die Schüler den Ausführungen des letzten Redners, der sich noch gut an seinen Dienst erinnerte. „Eigentlich hätte ich dienstfrei gehabt, bin aber für einen Kollegen eingesprungen“, sagte der Notfallseelsorger, der einer Familie die Nachricht vom Tod einer Schülerin (14) übermitteln musste. Sie war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. „Zunächst traf ich gemeinsam mit den Beamten nur die Mutter an. Auf den Vater zu warten, war die längste Stunde in meinem Leben.“

Dass die Erzählungen der Rettungskräfte auch nach dem Veranstaltungstag noch nachklingen, dessen ist sich Silke Maaß von der Verkehrsunfallprävention des Kreises sicher. „Wir stellen Material zur Verfügung, damit das Thema auch in verschiedenen Unterrichtsfächern aufgearbeitet werden kann“, so die Beamtin. „Die Resonanz der Lehrer bestätigt uns, dass wir mit diesem Projekt bei den Jugendlichen einen Nerv treffen.“