Er ist für den Ernstfall gut gerüstet

Der Sicherheitsingenieur Benjamin Hann aus Wülfrath ist Fachmann für den Umgang mit Notfällen und Krisensituationen. Er wünscht sich mehr Aufklärung für seine Mitmenschen.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Anschläge, Terror oder auch das Erdbeben in Italien schüren die Angst vor Katastrophen. Wirklich vorbereitet ist auf einen Erstfall kaum jemand. Denn „die meisten Menschen leben in einer Vollkasko-Mentalität. Nach dem Motto: Wenn was passiert, werden die Behörden das schon regeln“, meint Benjamin Hann. Sicherheit ist für den 33-Jährigen ein lebenslanges Thema. Schon als kleiner Junge hat der Wülfrather sich dafür interessiert, dass er später an der Bergischen Uni Wuppertal seinen Bachelor als Ingenieur in eben diesem Bereich machte, ist nur folgerichtig.

Neben Aspekten zu Arbeits-, Brand- und Umweltschutz widmete er sich in seiner Abschlussarbeit der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung. Für den Fall der Fälle, sagt der Experte, sollte der leicht zu transportierende Rucksack mit den wichtigsten Gegenständen immer griffbereit sein. Darin sollten Accessoires für die Hygiene, die batteriebetriebene Taschenlampe und ausreichende Mengen Wasser sein. Empfehlenswert sei zudem eine stromunabhängige Wärmequelle, als Stichwort fügt er hier „Camping“ an, um sich „gut für den Notfall auszurüsten“.

Benjamin Hann ist kein Missionar, würde aber gerne die Menschen sensibilisieren. „Es geht darum, die Fähigkeit des Einzelnen, sich und seine Umwelt zu retten, zu stärken.“ Ein „bisschen vorbereitet zu sein“, also zum Beispiel Erste Hilfe leisten zu können, zählt dazu. Die Phase, in der jemand einen Unfall hat und noch nicht professionell betreut wird, heißt in der Wissenschaft therapiefreier Intervall. „Den versiert zu überbrücken, kann Leben retten.“

Benjamin Hann, Sicherheitsingenieur

Der Sicherheitsfachmann weiß aber nicht nur, wie Menschen sich für den Notfall wappnen. Bereits im Zentrum seiner Bachelor-Arbeit standen Präventivmaßnahmen für Tiere. „Prinzipiell“, so führt er aus, „gelten für Tiere die gleichen Vorkehrungen wie beim Menschen.“ Also sollten Trinkwasser, Nahrungsmittel und wie in der Hausapotheke für den Menschen auch die lebenswichtigen Medikamente für Hund, Katze und Pferd, so sie dieser bedürfen, in ausreichendem Maße vorgehalten werden. „Also nie bis zum letzten Rest aufbrauchen und erst dann die leere Packung ersetzen.“ Aber für den Fall einer Evakuierung muss der Tierbesitzer sich bei Zeiten Gedanken machen, was zu tun ist. „Das gilt nicht nur für landwirtschaftliche Nutztiere“, das gilt ebenso für den Privatbesitz.

Vor allem, wenn es sich nicht um Kuschliges wie Katze oder Hund handelt, sondern die weite Welt von Aquarien- und Terrarienbewohnern. Hier gilt, „rechtzeitig Netzwerke mit anderen Tierhaltern, Tierärzten oder Tierheimen zu bilden“. Beispielsweise in Regionen, die sich außerhalb des eigenen Katastrophengebiets befinden.

Hier scheint Eigenregie gefragt zu sein, denn wie die Recherchen zu seiner Bachelor-Arbeit ergaben, bleiben Behörden und Verbände Antworten auf die Fragen, was im Notfall mit dem lieben Vieh passieren soll, bislang weitestgehend schuldig. Jedenfalls in Deutschland. Nach Hurrikans wie „Katrina“, „Ike“ und Irene“ spielt das Thema Katastrophenschutz in den USA eine andere Rolle, führt Benjamin Hann aus. „Die veranstalten ganze Themenwochen, das sieht da ganz anders aus.“

Ein bisschen dieser Aufklärungslust würde er sich auch für seine Heimatstadt Wülfrath wünschen. „Nur ungern setzt man sich mit solchen Sachen auseinander“, Lebensmittelbevorratung ist ein Beispiel. „Da sind noch am leichtesten Senioren zugänglich“, die haben nämlich bereits Erfahrungen mit Not in Kriegszeiten gemacht. Es gibt also noch einiges zu tun. „Auch wenn zum Glück bei uns in der Region ja alles gut ist.“