Kommentar CDU setzt auf jung und Jurist — Frauen? Nein!

Kommentar CDU setzt auf jung und Jurist — Frauen? Nein!

Von Uwe Reimann

Eins ist sicher und das macht die Sache so spannend: Sowohl der Wahlkreis 37 (Erkrath, Haan, Hilden, Teile von Mettmann) wie auch 39 (Velbert, Wülfrath, Teile Mettmanns) haben zwischen CDU und SPD in den vergangenen Jahrzehnten öfter gewechselt. Derzeit haben zwei Genossen das Direktmandat inne. Damit sich das für die CDU ändert, hat man mit der Wahl von Sträßer und Untrieser Signale gesetzt — ob gewollt oder ungewollt ist zweitrangig.

Abseits der wahlkampftechnischen Versprechungen und der demütigen Haltung gegenüber seiner eigenen Partei mit Floskeln à la „Ich verspreche, ich darf und ich will für euch“ haben sich zwei Rechtsanwälte durchgesetzt. Der eine (Untrieser) jung und lautstark gewillt, als frischer Kandidat ins Rennen zu gehen, der andere (Sträßer) älter und erfahren. Schon Anfang der 1990er Jahre hatte Sträßer für den Landtag kandidiert. Damals noch in Velbert, wo er politisch zuhause war. Vielleicht war das der Grund, warum der gelernte Dachdecker und Velberter Michael Schmidt keine Chance hatte. Auch Mechthild Stock nicht. Sie ging regelrecht unter, nur sieben Stimmen im ersten Wahlgang sind deutlich. Als Ratingerin war es für sie ohnehin ein „Auswärtsspiel“, denn Stock kandidierte im Nachbarwahlbezirk. Annette Braun-Kohl scheiterte jedoch in „ihrem“ Wahlkreis 37. Ausgestattet mit dem Votum ihres Haaner Stadtverbandes kam sie zwar in die Stichwahl, verlor aber deutlich gegen den Erkrather Untrieser. Der Grund: Die Unterstützer von Harald Giebels stimmten in der Stichwahl mehrheitlich für den Erkrather Untrieser. Ein bemerkenswerter Blick auf die Haaner CDU, die diese Kandidatenwahlen noch diskutieren wird und mögliche Gräben zuschütten muss. Auffallend ist das Scheitern der Frauen. Sowohl Braun-Kohl als auch Stock waren von der Kreis-Frauenunion unterstützt worden. „Nein, danke!“ sagten die Delegierten.

„Ja bitte“ für den 34 Jahre alten Christian Untrieser war auch ein Votum für die nächste Generation. Giebels’ (52) Erfahrung zweier Legislaturperioden im Landtag mochte gegen den Umbruch nichts ausrichten. Nachdem Wilhelm Droste im Wahlbezirk Ratingen/Heiligenhaus angekündigt hat, nicht mehr zu kandidieren, wird auch dort der Wechsel zu einem jüngeren Kandidaten vollzogen werden.

Martin Sträßer wird für den Wahlkampf seine Themen erweitern müssen, um eine Chance zu haben. Bildung und Finanzen waren bisher seine Schwerpunkte und beim zweiten hat sich der Jurist im Rat der Stadt Wülfrath einen Ruf als mitunter penibler Haushaltsexperte erworben. Hartnäckigkeit ist ja schon mal was.