Neviges Evangelischer Friedhof soll Ort der Ruhe für Neviges werden

Neviges. · Gut, dass René Görtz seine Hände trotz der heißen Temperaturen in dicke, lederne Arbeitshandschuhe gehüllt hat. Die dornige Brombeerranke, die der Jugendleiter der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde erwischt hat und aus dem Gebüsch zieht, will kein Ende nehmen.

Neben Stephan Schnautz, Hausmeister und Küster der evangelischen Gemeinde, packte das Ehepaar Wolfgang und Angelika Dulligen (v.r.) an, um abgelaufene Gräber vom Wildwuchs zu befreien.

Foto: Ulrich Bangert

Da kommt ihm Hans-Walter Glotsche mit der Astschere zu Hilfe und schnappt zu. Der unerwünschte Schößling landet auf dem Weg, da wo bereits haufenweise unerwünschtes Grünzeug abgelegt wurde. Rund 20 Freiwillige folgten jetzt dem Aufruf, den evangelischen Friedhof an der Siebeneicker Straße vom Wildwuchs zu befreien.

Auch das Ehepaar Wolfgang und Anglika Dülligen fühlte sich angesprochen, nachdem sie von der Aktion in der Zeitung gelesen hatten „Meine Eltern liegen hier begraben. Wir sind Rentner und haben Zeit und machen gerne Gartenarbeit, wir haben nur einen Balkon.“ Für Tobias Wegschaider, der im März neu ins Presbyterium gewählt wurde, ist die praktische Gartenarbeit eine Möglichkeit, seinen Glauben zu zeigen: „So helfe ich den Menschen, die oft auf den Friedhof gehen.“

Vom Unkraut befreite Flächen werden mit Rindenmulch bedeckt

Das notwendige Arbeitsgerät hatten die Helfer zum Teil selber mitgebracht, teilweise wurde es von der Friedhofsgärtnerin Claudia Jung zur Verfügung gestellt. Die sorgte dafür, dass die entfernte Spontanvegetation kompostiert wird. Die befreiten Flächen lässt sie mit Rindenmulch bedecken, damit Unkraut nicht so schnell wieder durchkommt.

In den vergangenen Jahren hat sich die Bestattungskultur stark verändert. „Die Urnenbeisetzung, häufig in einem Kolumbarium, wird immer beliebter. Deshalb gibt es immer mehr abgelaufene Gräber, um die sich niemand mehr kümmert, so macht sich Wildwuchs breit“, beschreibt Diethgard Reith den Wandel. Die stellvertretende Vorsitzende des Friedhofsausschusses schätzt, dass mindestens 60 solcher Grabstellen vorhanden sind. Es gibt Vorstellungen, wie der Gottesacker am Fuße des Pastoratsberges künftig gestaltet sein soll. „Wir werden nicht alles mit Urnenschränken voll stellen. Wir wollen den Friedhof zu einem Park machen. Es soll ein Ort der Ruhe und Erholung für Neviges werden. In der Planung ist bereits, mehr Bänke aufzustellen.“

Sorgen bereiten den Verantwortlichen die Auswirkungen des Klimawandels: Durch die extrem trockenen Sommer der beiden vorangegangenen Jahr sind die meisten Fichten abgestorben. „Wir holen entsprechende Angebote ein, um sie fällen zu lassen. Außerdem überlegen wir, Obstbäume zu pflanzen“, verrät Dietgard Reith, die nach getaner Arbeit, die Helfer zum Grillen in den Garten des Gemeindehauses einlud. Er stellte fest: „Wer arbeitet, der soll auch essen. Die Würstchen hat übrigens ein Bestattungsunternehmer gesponsert, der war von unserer Reinigungsaktion sehr ­begeistert.“