Haan Renaissance des Kleingartens
Haan. · Am Sonntag ist der „Tag des Gartens“. Der Kleingärtnerverein Haan 69 beobachtet seit einiger Zeit wachsendes Interesse am eigenen Garten bei jungen Familien. Aktuell sind alle 58 Gärten in der Anlage Kampheider Straße vergeben.
Seit 36 Jahren wird er landauf, landab immer am zweiten Sonntag im Juni gefeiert: der „Tag des Gartens“. In diesem Jahr aber begehen offenbar nicht nur diejenigen den inoffiziellen Feiertag, die sowieso immer schon einen grünen Daumen oder ein Stückchen Land zum Gärtnern ihr Eigen nannten: Seit einigen Jahren und jetzt noch einmal verstärkt durch Corona erlebt der Garten eine Renaissance.
Der Kleingärtnerverein Haan sieht die Veränderung durchaus positiv: „Kleingärten wie unsere sind aktuell gerade für junge Familien schwer im Kommen“, erzählt Thomas Kolczykiewicz, Kassierer des Vereins an der Kampheider Straße. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl der Bewerbungen um freie Flächen auf der Anlage an der Kampheider Straße nahezu verdoppelt, in den vergangenen fünf Jahren konnten die Kleingärtner rund zehn Familien neu in ihre Reihen aufnehmen. Aber auch einige Gründungsmitglieder sind noch dabei, die ihr Wissen gerne an den Nachwuchs weitergeben. „Ich denke, der besondere Reiz liegt ganz einfach darin, dass die Kinder an der frischen Luft sind und zum Beispiel Gemüse selber anbauen können. Sie wissen, woher das Essen kommt“, sagt Kolczykiewicz. Aktuell ist alles vergeben, 58 Pächter pflegen und hegen ihre Gärten mit jeweils rund 400 Quadratmetern.
Mittlerweile kann der Verein eine lange Warteliste vorweisen
Noch vor einigen Jahren hat es indes keine Warteliste für ein Stückchen Grün gegeben. Als Thomas Kolczykiewicz mit seiner Frau Christa vor fast zehn Jahren dazustieß, hatte gerade sie sogar ein bisschen Angst, wie sich das Leben im Kleingärtnerverein gestalten würde. „Ich wusste ja nicht, ob es hier zu viele Regeln und Vorschriften geben würde, was man in seinem Garten tun und lassen darf“, erzählt Christa Kolczykiewicz von ihren ursprünglichen Bedenken.
Aber die sind heute wie weggeblasen: Ein tolles Miteinander sei es, jeder helfe jedem, das Vereinsleben (so es denn außerhalb von Corona stattfinden darf) sei schön. Die Gärtner unterstützen sich gegenseitig, wer keinen „angeborenen“ grünen Daumen hat, bekommt Tipps und Hilfe vom Nachbarn. Wer aber mal für sich sein möchte, kann auch das genießen. „Es gibt eine Regel: Ist das Gartentörchen auf, ist jeder willkommen. Ist es zu, will man seine Ruhe“, erzählt der Vereinskassierer. Für die beiden Erkrather, die wie viele der Vereinsmitglieder in einer Wohnung ohne Garten leben, ist ihre Laube ein echter Rückzugsort, in dem sie zu jeder Jahreszeit fast jeden Tag verbringen.
Und tatsächlich sieht ihr persönliches Fleckchen Grün aus, als wenn viel Herzblut darin steckt. Ein großer Rasen bietet Platz zum Sonnen oder Spielen mit den Enkeln. Rund um die Laube blüht es gerade in dieser Jahreszeit in allen Formen und Farben. Etwas weiter hinten fängt der Nutzgarten an: Spitzkohl, Kohlrabi, Möhren, Zucchini, Rotkohl, Kartoffeln – ganz nach Geschmack, immer frisch und „total bio“. „Eigentlich sollten die Anteile von Garten, Blumen und Beeten jeweils etwa ein Drittel ausmachen. Aber so extrem genau nehmen wir es nicht, und wir messen auch nicht die Rasenhöhe nach“, betont Thomas Kolczykiewicz.
Der Vorstand achtet aber darauf, dass die Gärten nicht verkommen. Wichtig ist den Gartenfreunden auch, dass ihr Hobby der Umwelt zugutekommt: In vielen Parzellen wachsen insektenfreundliche Blumen und Pflanzen, Schotter oder Betonflächen sind nicht erlaubt. Durchschnittlich 3500 Euro kostet es, eine Gartenfläche samt Laube vom Vorgänger zu übernehmen. 250 bis 400 Euro Pro Jahr kommen an laufenden Kosten dazu, etwa für Pacht, Vereinsbeitrag, Nebenkosten und Versicherung.