Jagd Wildschweine werden in Cronenberg zur Gefahr: „Ich traue mich nicht mehr, in den Garten zu gehen“

Wuppertal · In Cronenfeld kommen Wildschweine aufs Grundstück und ängstigen Kinder. Die Stadt gibt sich machtlos. Es werde schon so viel gejagt wie möglich.

Cronenberger begegnen Wildschweine immer häufiger auf Grundstücken und Straßen in Waldnähe.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Daniela Neddermann lebt in der ständigen Angst, einem Wildschwein zu begegnen. „Ich traue mich nicht mehr, in den Garten zu gehen und die Wäsche aufzuhängen“, sagt die Anwohnerin an der Cronenfelder Straße. Mitten am helllichten Tag habe schon eine Bache mit Frischlingen auf ihrem Grundstück gestanden. Die Tiere liefen auch auf die Straße und Kinder seien schon auf dem Weg zur Schule erschreckt worden. Neddermann ist nicht allein. Es gab bereits ein Treffen mit rund 40 Betroffenen unter anderem von der Cronenfelder Straße, Unterdahl und dem Unterdahler Hang. Laut Neddermann gebe es fast täglich eine neue Sichtung.

„Das ist für uns eine massive Gefährdungslage“ - mit diesem Hilferuf wandte sich die Wuppertalerin an die Bezirksvertretung Cronenberg. Neddermanns Bürgerantrag sorgte für Anteilnahme bei den Lokalpolitikern. „Wir sollten dieses Problem sehr ernst nehmen“, sagte Peter Vorsteher (Grüne).

Doch Andre Geier, Ressortmanager bei der Unteren Jagdbehörde, skizzierte das Problem als schwer lösbar. Korrekt sei, dass gerade im Bereich Unterdahl die Wildschweinpopulation in letzter Zeit massiv zugenommen hat. Als Ursache nennt Geier den milden Winter, „den jedes Schwein überlebt hat“. Derzeit übersteige die Populations- die Abschussrate. Dabei bekräftigt Geier: „Die Jäger jagen, so viel es geht.“ Die Schonzeit sei bereits ganzjährig abgeschafft worden, auch weil die afrikanische Schweinepest sich auszubreiten droht und Hausschweine befallen könnte.

Doch selbst Treibjagden bringen keine Lösung. In einigen Teilen der Stadt seien diese wegen der Kosten gar nicht möglich. Dort, wo Landstraßen abgesichert werden müssen, spricht Geier von einem unerschwinglichen Preis von 100 000 Euro. Erst im Dezember hatte eine Treibjagd im Osten ein enttäuschendes Ergebnis gebracht: 120 Treiber und Jäger hatten gerade einmal sechs Wildschweine erlegt.

Anwohner wollen die Tiere
gerne selbst abschießen

Die Tiere dort zu schießen, wo sie gesichtet werden - in den Wohngebieten - sei keine Option, sagt Geier. „Da haben uns schon mehrere Anlieger angesprochen. Aber weder diese noch die Jäger dürfen in Unterdahl schießen. Aus Sicherheitsaspekten.“ Das ernüchternde Fazit von Andre Geier: „Wir kommen an die Grenze von dem, was wir machen können.“

Die frustrierende Situation habe auch schon dazu geführt, dass der bisherige Jagdpächter der Gelpe „die Flinte ins Korn“ geworfen hat. Schließlich geben Landwirte ihre hohen Schadenssummen, die das Wild verursacht, an die Jagdpächter weiter - während Privatleute oft auf den Kosten sitzen bleiben.

Doch Anwohnern wie Daniela Neddermann geht es mehr um das Sicherheitsgefühl als um zerwühlte Gärten. Da versuchte Geier zu beruhigen: „Grundsätzlich ist ein Wildschwein ein Fluchttier, das nicht die Konfrontation sucht.“ Doch Neddermann überzeugte das wenig: „Ich habe einen Jäger angesprochen, der mir gesagt hat, dass die Bachen gefährlich sind, wenn sie sich bedrängt fühlen.“ Und sie sei schon Wildschweinen in Situationen begegnet, in denen ihnen der Weg abgeschnitten war. „Soll ich warten, bis etwas passiert?“

Michael-Georg von Wenczowsky (CDU) wollte die Sache nicht auf sich beruhen lassen und formulierte einen Antrag an die Verwaltung: „Die BV bittet, umgehend tätig zu werden, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist.“ Das Gremium stimmte dem Vorstoß einstimmig zu. Peter Vorsteher stellte die Frage in den Raum, ob die Stadt Wuppertal nicht langsam Berufsjäger beauftragen müsse: „Mein Eindruck ist, dass die Hobby-Jäger einfach nicht mehr hinterher kommen.“