Haan/Hilden Corona-Bilanz fällt durchwachsen aus

Haan/Hilden. · Wie gut man durch die Krise kommt, ist auch bei den Geschäften in Hilden und Haan stark branchenabhängig. Das zeigen die Beispiele von vier Händlern.

 Uhrmacher Uwe Kiwitz bietet an der Schulstraße einen Uhrenservice. Er kämpft um das wirtschaftliche Überleben.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

So groß die Erleichterung über die Wiedereröffnung vieler Geschäfte nach der Corona-bedingten Pause auch war – von Normalität kann weiterhin keine Rede sein. Und das lässt sich nicht nur an Abstandsregeln und Gesichtsmasken ablesen, sondern teilweise auch an der Kundenfrequenz.

„Die Leute sind einfach zurückhaltend“, berichtet Uwe Kiwitz, der den gleichnamigen Uhrenservice an der Schulstraße 29 gemeinsam mit seiner Ehefrau betreibt. „Man will in dieser Zeit das Geld nicht so ausgeben“, sagt der Uhrmacher. Und auch das Tragen der Maske in den Ladenlokalen schrecke offenbar manche Kunden ab. Dass er in den sieben Wochen, in denen sein Schmuck- und Uhrengeschäft geschlossen bleiben musste, immerhin den Werkstattbetrieb aufrechterhalten konnte, zahlte sich nicht wirklich aus: Ein paar Batteriewechsel und Reparaturen seien zusammengekommen – mit Einnahmen von fünf bis elf Euro am Tag. Und auch die Staatshilfe reiche gerade einmal, um sich mit dem Geschäft für zwei Monate über Wasser zu halten.

Die finanzielle Unterstützung erfolgte schnell und unkompliziert

Immerhin: Schnell und unkompliziert seien die beantragten Unterstützungs-Mittel gekommen, betont Sonja Meier vom Geschäft „Mamarockt“. Der „Concept Store“ für junge Familien bietet in seinen Filialen in Hilden an der Mittelstraße 113 und in Haan an der Bahnhofstraße 84 Mode, Spiele und Accessoires für Kinder. Und das Sortiment sei gerade in Zeiten von geschlossenen Kitas, Schulen und Homeoffice gefragt gewesen: „Die Menschen wollen die Kinder eben zu Hause beschäftigen.“ Zudem habe man auch selbst genähte Mund-Nasen-Masken verkauft, die einen reißenen Absatz nahmen. In der Zeit der Schließung organisierte Sonja Meier einen Lieferservice, der rund 60 Prozent des Umsatzes sicherte. „Damit waren wir den ganzen Tag über beschäftigt“, berichtet sie – weiß gleichwohl aber auch um die Probleme vieler Kollegen.

Große Solidarität von Kunden und Nachbarn des Geschäfts

Und so hob sie kurz nach der Schließung ihres Ladens die Aktion „Haan hilft“ aus der Taufe. Über eine Online-Plattform können die Kunden Gutscheine der teilnehmenden Geschäfte kaufen und später einlösen. Große Solidarität habe sie sowohl von Seiten der Kunden erlebt, die den Einzelhandel stärken wollten, als auch von Nachbarn. Die reichten von Hilfsangeboten bis zum einfachen gegenseitigen Mutmachen unter Kollegen.

Deutlich schneller als andere Geschäfte durften in Nordrhein-Westfalen Floristen öffnen. Zu den Gründen zählte die Landesregierung damals neben der kürzeren Verweildauer der Kunden und dem geringeren Risiko einer Kontaktinfektion etwa im Vergleich zu Buchläden auch die schwierigere Umsetzung eines Versandhandels. Dass der sich kaum lohnte, stellte auch Silke Cresnar vom Geschäft Blumenfee Hilden an der Ellerstraße 13 a fest. Sie berichtet: „Wir hatten sehr wenige Bestellungen im Vergleich zum Aufwand.“ Nun laufe das Geschäft aber wieder gut: „Viele Menschen wollen es sich schön und anderen eine Freude machen“, sagt Cresnar – und schickt einen Dank an ihre Kunden hinterher.

Froh über seine treue Stammkundschaft ist auch Birger von Gehlen, Inhaber des gleichnamigen Modegeschäfts an der Mittelstraße 43. Auch er verkaufte zwischenzeitlich Gesichtsmasken. Doch nicht nur die wochenlange Schließung traf das Unternehmen: Auch der Ausfall vieler Feste, für die die Kunden sonst die passende Garderobe suchen – vom Abiturball bis zur verschobenen oder auf den kleinen Kreis begrenzten Hochzeitsfeier – machten sich bemerkbar. Und generell würden die Kunden verhalten reagieren, berichtet von Gehlen: „Die Stimmung ist gedämpft.“ Zumal auch der Gedanke an eine zweite Welle der Pandemie und weitere Einschränkungen in den Hinterköpfen stecke. „Natürlich können wir uns jetzt besser auf eine solche Situation einstellen“, sagt von Gehlen. Eine Gefahr sei ein erneuter Anstieg der Infektionszahlen aber auf jeden Fall.

Für Uhrmacher Uwe Kiwitz geht es in diesem Falle um nichts weniger als den Fortbestand des Betriebs, das stellt er ohne Umschweife klar: „Wenn man nichts einnimt, kann man schließlich auch laufende Kosten nicht mehr decken.“ Eine Aufgabe des Geschäfts wäre ein gravierender Einschnitt. Denn den Laden betreibt er seit 23 Jahren an seinem jetzigen Standort – und bekräftigt: „Das ist mein Hobby und mein Beruf zugleich.“